Aufregung in der Ägäis Griechische Küstenwache schießt auf türkisches Frachtschiff
Istanbul/Piräus (dpa) - Die dramatische Verfolgung eines türkischen Frachters durch ein Patrouillenboot der griechischen Küstenwache, bei der auch Schüsse fielen, hat offenbar keine Konsequenzen. Am Tag danach spielten heute beide Seiten den Vorfall herunter.
Der griechische Außenminister Nikos Kotzias erklärte dem Staatsfernsehen ERT vom Dienstag zufolge: „Das Schiff, auf das Warnschüsse abgefeuert wurden, stand unter Verdacht, Drogen zu transportieren.“
Aus Kreisen der Küstenwache verlautete, US-Sicherheitsbehörden hätten den Hinweis auf den möglichen Rauschgifttransport gegeben. Demnach waren die Griechen verpflichtet, den Frachter „ACT“ zu kontrollieren. Das Schiff befand sich zu diesem Zeitpunkt vor der Insel Rhodos in griechischen Hoheitsgewässern.
Die griechische Küstenwache forderte den Kapitän des türkischen Frachters auf, anzuhalten und zur Kontrolle eine Bucht von Rhodos anzulaufen. Dieser weigerte sich. Die Küstenwache feuerte daraufhin mehrere Warnschüsse auf das Schiff ab. Der Frachter konnte aber entkommen und die nahegelegenen türkischen Gewässer erreichen.
Die türkische Zeitung „Hürriyet“ berichtete heute, das Schiff habe nach dem Vorfall in Marmaris angelegt und sei dort durchsucht worden. Es seien keine Drogen entdeckt worden. Das Schiff sei mit einer Ladung Stahl von Iskenderum nach Izmet unterwegs gewesen.
Der türkische Sender NTV zeigte am Montag Bilder des Schiffs mit mehreren Einschusslöchern. Die Nachrichtenagentur DHA berichtete unter Berufung auf die türkischen Streitkräfte, zwei Schiffe der Küstenwache und ein Schnellboot seien ausgerückt.
Das türkische Außenministerium verurteilte das „maßlose“ Verhalten der griechischen Küstenwache aufs Schärfste und erklärte, es gebe keine Erklärung für den Beschuss eines unbewaffneten Schiffes, das Fracht geladen habe. „Unser einziger Trost ist, dass es nicht zu Toten oder Verletzten gekommen ist.“ Dann äußerte das Ministerium die Hoffnung, dass der Zwischenfall sich nicht wiederhole. In der Diplomatensprache sei das ein Entspannungszeichen, hieß es aus diplomatischen Kreisen in Athen.