In Syrien ist kein Ende des Bombenterrors in Sicht
Damaskus/Istanbul (dpa) - Zwei Tage nach dem Bombenanschlag in der syrischen Hauptstadt Damaskus hat sich eine Islamistengruppe mit Verbindung zu Al-Kaida zu der Tat bekannt.
Die „Al-Nusra Front zum Schutz des Volkes der Levante“ erklärte, der Anschlag sei Rache für den Beschuss von Wohnvierteln der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit. Einige Formulierungen in der Botschaft lassen allerdings Zweifel daran aufkommen, ob das Schreiben echt ist. Zudem wurde es nicht in den Foren radikaler Islamisten veröffentlicht, die sonst derartige Botschaften publizieren.
Bei dem Anschlag waren am Donnerstag nahe eines Foltergefängnisses je nach Angaben 55 bis 70 Menschen getötet und Hunderte verletzt worden. Die Regierung macht den Widerstand dafür verantwortlich. Die Opposition beschuldigt dagegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad, die Anschläge selbst zu inszenieren, und fordert eine internationale Untersuchung. Am Freitag hätten Zehntausende Demonstranten die syrische Führung wegen des Anschlag verurteilt, hieß es.
Am Samstag fand in Damaskus ein Staatsbegräbnis für die Opfer des Anschlages statt. Das Staatsfernsehen zeigte in Schwarz gehüllte Frauen, die Rosenblätter auf die mit der Nationalfahne bedeckten Särge warfen. Männer sangen: „Gott segne Syrien unter der Führerschaft von Baschar.“
Gleichzeitig beschossen die syrischen Streitkräfte nach Angaben der Opposition erneut die Stadt Homs. Am Freitag seien 18 Oppositionelle von den Sicherheitskräften getötet worden; am Samstag habe es bis zum Mittag sechs weitere Opfer gegeben. In der grenznahen syrischen Provinz Idlib wiederum hätten Rebellen vier Soldaten getötet. Idlib gehört zu den Hochburgen der Proteste gegen das Regime.
Seit dem 12. April gilt eigentlich in Syrien eine international vermittelte Waffenruhe. Angaben der Regierung wie der Opposition sind wegen der Einschränkung der Pressefreiheit nur schwer nachprüfbar.
Sowohl das Regime als auch die Opposition rechnen in den kommenden Wochen mit weiteren Terroranschlägen. Regierungsnahe Medien schrieben am Samstag, Syrien sei ein Angriffsziel für Al-Kaida-Terroristen geworden. Die Syrien-Politik der USA, die selbst Opfer dieser Terroristen geworden seien, sei daher nur als „heuchlerisch“ zu bezeichnen. Die Opposition warnte, der Sicherheitsapparat plane weitere Anschläge in mehreren Provinzen.
Am Freitag haben die syrischen Sicherheitskräfte nach offizieller Darstellung in der Stadt Aleppo einen schweren Selbstmordanschlag vereitelt. Ein Kleinbus mit mehr als einer Tonne Sprengstoff sei abgefangen worden. Der Selbstmordattentäter sei von den Sicherheitskräften am Steuer erschossen worden, meldeten die Staatsmedien.
Ein Regimekritiker aus der Stadt stellte den Vorfall anders dar. Er sagte, zwei Ingenieure aus den Reihen der Sicherheitskräfte hätten auf dem Gelände des lokalen Hauptquartiers der regierenden Baath-Partei ein Fahrzeug mit Sprengstoff präpariert, um es an einer Kreuzung in der Stadt in die Luft zu jagen. Der Sprengstoff sei jedoch bereits auf dem Weg dorthin detoniert. Die beiden Ingenieure, ein Passant und drei Wachleute seien ums Leben gekommen.