Iraks Regierungschef: Offensive auf Mossul beginnt bald
Berlin (dpa) - Die Offensive auf die IS-Hochburg Mossul soll nach Angaben des irakischen Regierungschefs Haidar al-Abadi sehr bald beginnen.
„Wir planen, wahrscheinlich im nächsten Monat, eine volle militärische Operation zu starten, um die Stadt wiedereinzunehmen“, sagte Al-Abadi der Deutschen Presse-Agentur in einem Interview. „In diesem Jahr ist die Zeit gekommen, in der wir Daesh im Irak militärisch ein Ende setzen.“ Daesh ist die arabische Abkürzung für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Die Extremisten hatten die nordirakische Millionenmetropole Mossul im Sommer 2014 überrannt. Die IS-Hochburg gilt als Schlüssel, um die Dschihadisten im Irak und auch in Syrien besiegen zu können. Die irakische Armee hatte Ende vergangenen Jahres mit Luftunterstützung vor allem der USA die westirakische Provinzhauptstadt Ramadi zurückerobert und dem IS damit einen Schlag versetzt.
Die Schlacht um Ramadi habe gezeigt, dass die Extremisten den irakischen Sicherheitskräften nicht die Stirn bieten könnten. „Ihr Widerstand ist zusammengebrochen, obwohl sie sehr hart gekämpft haben“, sagte Al-Abadi. „Es gibt ein neues Selbstvertrauen in unsere militärischen Kräfte.“ Zugleich sprach er sich für eine politische Lösung des syrischen Bürgerkriegs aus. „Syrien ist ein großer Stachel in unserem Kampf“, erklärte er. Eine politische Lösung des Konflikts werde alle im Kampf gegen den IS vereinen.
Von Deutschland wünscht sich der schiitische Politiker Training und Ausrüstung, um Sprengsätze zu beseitigen, die der IS in großer Zahl benutzt. „Wir brauchen da eine große Anstrengung“, sagte Al-Abadi. „Deutschland hat die Expertise und die Ausrüstung.“ Wenn Deutschland zudem Polizei trainieren könne, dann werde er das begrüßen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Al-Abadi am Donnerstag bei einem Treffen in Berlin einen neuen Kredit über 500 Millionen Euro zugesagt. Er soll dem vom Zerfall bedrohten Irak beim Wiederaufbau helfen. Zu Bitten des Ministerpräsidenten um militärische Hilfe äußerte sich Merkel zurückhaltend. Deutschland unterstützt bereits die nordirakischen Kurden im Kampf gegen den IS militärisch.
Zugleich warf Al-Abadi den europäischen Staaten vor, im Kampf gegen Menschenschmuggler nicht an einem Strang zu ziehen. Es müsse eine konzertierte Aktion geben, die er jedoch nicht erkennen könne. „Ich kann interne Streitigkeiten zwischen den europäischen Ländern sehen darüber, wer für die Flüchtlinge verantwortlich ist“, sagte er. „Jeder versucht, das Problem an den anderen weiterzureichen.“
Der Irak gehört zu den wichtigsten Herkunftsländern der Flüchtlinge, die nach Europa kommen. Nach offiziellen Angaben der Vereinten Nationen gibt es im Irak etwa 3,2 Millionen Binnenvertriebene. Hinzu kommen etwa 250 000 Flüchtlinge aus Syrien.