Journalist: Maßlose Verschwendung und Misswirtschaft im Vatikan

Rom (dpa) - Im Vatikan wird nach Aussage des Enthüllungsjournalisten Gianluigi Nuzzi das Geld der Gläubigen maßlos verschwendet. Papst Franziskus stoße beim Versuch, Transparenz in die Finanzen des Heiligen Stuhls zu bringen, auf große Widerstände, sagte Nuzzi bei der Vorstellung seines neuen Buches.

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Manche Mitarbeiter des Pontifex sprächen von einem „Krieg im Vatikan“. Nuzzi hatte vor drei Jahren mit seinen „Vatileaks“-Enthüllungen international für Aufsehen gesorgt.

Der Journalist hatte nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren Zugang zu tausenden Dokumenten. In dem Buch, das unter dem deutschen Titel „Alles muss ans Licht“ von Donnerstag an im Handel ist, führt er aus, dass viele Kardinäle in Rom in Wohnungen von 400 bis über 500 Quadratmetern Fläche lebten, während sich der Papst mit einem bescheidenen Apartment von 50 Quadratmetern begnüge. Über die Personalausgaben gebe es im Vatikan überhaupt keine Kontrolle.

„In unserem Land sind wir es gewohnt, dass die Priester gemeinsam in einem Seminar leben. Aber in Rom ist der einzige, der in einer 50-Quadratmeter-Bude wohnt, der Heilige Vater“, sagte Nuzzi.

In dem Buch schildert er, wie Papst Franziskus 2013 die Cosea-Kommission einsetzte, um die Wirtschafts- und Finanzorganisation des Heiligen Stuhls zu untersuchen. Auch diese wurde in ihrer Arbeit behindert. Nuzzi zeigt Fotos von aufgebrochenen Schränken nach einem Einbruch im Archiv der Kommission im März 2014.

Im Zuge des „Vatileaks“-Skandals hatte Nuzzi 2012 in einem Buch vertrauliche Dokumente aus der Kurie veröffentlicht. Der Kammerdiener von Papst Benedikt XVI., der sie ihm zugespielt haben soll, wurde zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt und kurz darauf begnadigt.

Am Wochenende wurden der frühere Cosea-Sekretär, der spanische Geistliche Lucio Angel Vallejo Balda, sowie eine externe Vatikan-Beraterin unter dem Verdacht der Weitergabe vertraulicher Informationen im Vatikan festgenommen. Letztere wurde kurz darauf freigelassen. Nuzzi machte keine Angaben, ob sie seine Informanten waren, bezeichnete die Festnahmen aber als „abnorme Reaktion“.

Am Dienstag hatte in Rom der Journalist Emiliano Fittipaldi das Buch „Avarizia“ („Geiz“) zu einem ähnlichen Thema vorgestellt. Nuzzi bestritt, das es Absprachen gab. Sein Verlag sei aber bemüht gewesen, sein Buch nicht während der Bischofssynode zu Ehe und Familie (4.-25. Oktober) erscheinen zu lassen.