Kurden bedrängen IS in Kobane massiv
Washington/Bagdad (dpa) - Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verliert in der umkämpften syrischen Kurdenstadt Kobane weiter an Boden. Durch koordinierte Angriffe der sogenannten kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) und der internationalen Allianz würden die IS-Kämpfer zurückgedrängt.
Das berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. In Ostsyrien habe die von den USA angeführte Koalition Angriffe auf Gasanlagen und Ölraffinerien geflogen, die von den Extremisten kontrolliert worden seien. Dabei seien versehentlich fünf syrische Zivilisten getötet worden. Im Irak bestätigte das Parlament nach über einem Monat die beiden vakanten Posten des Verteidigungs- und des Innenministers.
Mit der Ernennung von Chaled al-Obeidi als Verteidigungsminister und Mohammed al-Ghaban als Innenminister sei die irakische Regierung nun komplett, berichtete die unabhängige irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria News.
Der seit Anfang September amtierende Ministerpräsident Haidar al-Abadi hatte Mitte September zunächst ein Kabinett ohne die beiden sicherheitsrelevanten Posten vorgestellt, nachdem es im Parlament Streitigkeiten über die Besetzung gegeben hatte. Das Land befindet sich unter heftigen Angriffen durch den IS. Die Extremisten kontrollieren rund ein Drittel der Fläche des Iraks.
Auch in Syrien dominiert die IS-Miliz mit eroberten Gebieten im Norden und Osten gut ein Drittel des Landes. Der Vormarsch auf die kurdische Enklave Kobane an der Grenze zur Türkei, die IS-Kämpfer seit rund einem Monat belagern, gerät jedoch ins Stocken. Die internationale Allianz und kurdische Einheiten verteidigen die Stadt.
„Es gab in der letzten Woche enge Absprachen zwischen beiden Seiten“, sagte Rami Abdel Rahman, der Leiter der Beobachtungsstelle, der dpa. „Die Allianz war so in der Lage, mehr direkte Treffer gegen IS-Stellungen in Kobane zu landen.“
So habe das US-geführte Bündnis anhand von YPG-Informationen in der Nacht zwei gezielte Luftschläge gegen den IS im Osten von Kobane ausgeführt. YPG-Einheiten hätten sich zugleich schwere Gefechte im Nordosten nahe dem Grenzübergang zur Türkei sowie im Süden der umzingelten Stadt geliefert. Acht Dschihadisten seien getötet worden.
Nach Angaben des kurdischen Aktivisten Farhad Schami, der sich in Kobane aufhält, hat die YPG in beiden Gefechtszonen „Schlüsselpositionen“ zurückerobert. „Ohne Zweifel war das durch die Luftschläge möglich“, sagte Schami der dpa.
Außerhalb von Kobane flog die internationale Allianz nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle mehrere Luftangriffe in den Provinzen Al-Rakka und Dair as-Saur. Fünf Luftschläge hätten Gasanlagen und Ölraffinerien nahe der Ortschaft Al-Dschardi gegolten, die vom IS erobert worden waren. Dabei seien versehentlich zwei Zivilisten getötet worden. Drei weitere, darunter ein Kind, seien bei einem Luftangriff auf das Dorf Kabiba in der nordsyrischen Provinz Hasaka ums Leben gekommen. Bereits am Donnerstag waren nach Medienberichten mehrere kurdische Kämpfer und eine Zivilistin bei einem Luftangriff der Allianz in Kobane getötet worden.
Augenzeugen zufolge soll die IS-Miliz Piloten an erbeuteten Kampfflugzeugen ausbilden. Aktivisten berichteten, Augenzeugen hätten mindestens ein Flugzeug im Tiefflug gesehen. Das US-Außenministerium erklärte dazu: „Uns ist nicht bekannt, dass IS irgendwelche Kampfjets aus dem Irak erbeutet hat.“
Allerdings waren dem IS in Syrien mehrere Kampfflugzeuge sowjetischer Bauart - MiG 21 und MiG 23 - in die Hand gefallen. Im August hatte der IS den Fliegerhorst bei Al-Rakka nach heftigen Kämpfen mit Regierungstruppen erobert. Danach zeigten die Dschihadisten im Internet ihre Kriegsbeute - darunter Kampfjets.
Experten bezweifelten damals, dass die Maschinen flugtauglich seien. Die defekten oder wegen Wartungsarbeiten nicht flugfähigen MiGs könnten von ehemaligen irakischen Offizieren und Technikern in den Reihen der Sunnitenmiliz instand gesetzt worden sein.
In einem im britischen „Guardian“ abgedruckten offenen Brief riefen die Familien von zwei vom IS ermordeten britischen Geiseln zu Einigkeit im Kampf gegen die Terroristen auf. „Gemeinsam haben wir die Kraft, diese hasserfüllten Aktionen zu bekämpfen“, hieß es in dem Brief. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass die Taten Weniger den Zusammenhalt von „Menschen aller Religionen in unserer Gesellschaft“ untergraben.