Kurden vertreiben IS-Miliz aus Kobane
Kobane (dpa) - Der erbitterte Kampf um Kobane war eine der aufsehenerregendsten Schlachten im syrischen Bürgerkrieg - nun ist die Stadt wieder unter Kontrolle der Kurden. Doch im Umland lauern noch immer die Terroristen des Islamischen Staats.
Kurdische Kämpfer haben der Terrormiliz Islamischer Stadt (IS) eine schwere Niederlage zugefügt und die nordsyrische Stadt Kobane vollständig befreit. Damit endete nach rund vier Monaten vorerst eine der erbittertsten Schlachten im syrischen Bürgerkrieg. Die Kurden hoffen nun, die Extremisten auch in anderen Kampfgebieten zurückdrängen zu können.
Kurdische Einheiten brachten am Montag im Osten Kobanes die letzten Viertel unter ihre Kontrolle, wie einer ihrer Sprecher der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Anschließend durchkämmten sie dort Häuser nach Sprengladungen, die die Dschihadisten dort versteckt hatten.
Der IS hatte im September seinen Vormarsch auf die vor allem von Kurden bewohnte Stadt an der Grenze zur Türkei begonnen. Zunächst überrannten IS-Kämpfer die Dörfer im Umland und trieben Zehntausende Menschen in die Flucht. Von Kobane selbst konnten die Extremisten teilweise mehr als die Hälfte unter Kontrolle bringen.
Mit Hilfe von Luftangriffen der USA und ihrer arabischen Verbündeten gelang es den Kurden jedoch, die Extremisten nach und nach zurückzudrängen. Sie erhielten dafür auch Unterstützung von Kurden aus dem Irak, die schwere Waffen heranschafften. „Dies ist ein Sieg für alle Kurden“, sagte Kurden-Sprecher Idriss Nassan. Ihm zufolge planen die Verteidiger für Dienstag eine Feier.
Der Verteidigungsminister von Kobane, Ismet Hassan, erklärte, die Kurden wollten ihren Feldzug fortsetzen und auch das Umland zurückerobern. Dörfer im Umkreis von etwa 40 Kilometer stünden noch unter Kontrolle des IS. Auch dort wohnen vor allem Kurden. „Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, einen humanitären Korridor zu öffnen, um Kobane zu helfen“, sagte Hassan.
Auch im benachbarten Irak meldeten die Sicherheitskräfte laut Berichten Erfolge gegen den IS. Die Extremisten seien aus der kompletten Provinz Dijala nördlich von Bagdad vertrieben worden, zitierte der Nachrichtensender Al-Arabija einen Polizeioffizier.
Der IS rief seine Anhänger zu weiteren Anschlägen im Westen auf. Die Muslime in Europa und im Westen sollten „die Kreuzfahrer in ihren eigenen Ländern und wo immer sie gefunden werden“ ins Visier nehmen, hieß es in einer neuen Audiobotschaft von IS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani. „Wir werden jeden Muslim vor Gott anklagen, der einen Tropfen Kreuzfahrerblut vergießen kann, aber das nicht tut.“
Mit wenig Hoffnung auf eine Verhandlungslösung begannen unterdessen in Moskau neue Friedensgespräche über ein Ende des syrischen Bürgerkriegs. Zu dem Treffen seien 27 bis 28 Vertreter der Opposition eingetroffen, sagte Russlands Vizeaußenminister Michail Bogdanow. Sie verhandeln zunächst untereinander und sollen am Mittwoch mit einer Delegation des Regimes zusammentreffen.
Am Verhandlungstisch fehlen allerdings Vertreter des größten Exil-Oppositionsbündnisses Nationale Syrische Koalition. Das vom Westen unterstützte Bündnis lehnt die Gespräche ab, weil Russland nicht die Oppositionsgruppen an sich, sondern nur einzelne Regimekritiker eingeladen hat.
Die mächtigen radikalislamischen Milizen des Islamischen Staates und der Nusra-Front sind gar nicht eingeladen. Sie bekämpfen sowohl die Regierung als auch die vom Westen unterstützten Oppositionsgruppen.