Meinung Die Kurden und der Westen
Im Kampf gegen die Mörderbanden des „Islamischen Staates“ war auf die kurdischen Verbände der größte Verlass. Im Irak erhielten die Peschmerga daher die Unterstützung des Westens, auch der Bundesrepublik.
In Syrien wurden die YPG-Kämpfer zum wichtigsten Partner der USA. Ob der Westen ihnen das aber angesichts des Einmarschs der Türkei dankt, muss bezweifelt werden.
Dass sich die türkische Bodenoffensive mit der Bezeichnung „Operation Olivenzweig“ ausgerechnet eines sowohl biblischen als auch arabischen Friedenssymbols bedient, ist eine sprachliche Pervertierung sondergleichen. In Wahrheit destabilisiert Erdogan mit der Militäraktion eine der letzten vom Krieg halbwegs verschonten Regionen Syriens.
Die mehrheitlich kurdische Rojava-Zone um die multiethnische Stadt Afrin im Nordwesten Syriens wird seit Kriegsausbruch von einer Koalition aus oft säkularen Kurden, Christen und Muslimen unter Führung der sozialistischen PYD regiert. Vor zwei Jahren erklärte sie sich für autonom. Weil die PYD Verbindungen zur kurdischen PKK hat, gelten sie und ihre Miliz YPG in Ankara ebenfalls als Terroristen. Der türkische Staatspräsident Erdogan schreckt mit seinem als „Selbstverteidigung“ kaschierten Vernichtungsfeldzug weder davor zurück, eine Eskalation der Konflikte innerhalb der Nato voranzutreiben, noch davor, das Verhältnis zu Russland weiter zu belasten.
Gemessen daran, fällt die bisherige Stellungnahme des Auswärtigen Amtes ausgesprochen mau aus. Von Außenminister Sigmar Gabriel ist nur zu hören, man blicke „mit Sorge“ nach Nord-Syrien. Auch die USA halten sich noch bedeckt. Allein Frankreich findet deutlichere Worte. Die Kurden hätten einen entschiedeneren Rückhalt des Westens verdient.