Groko - Hoffen auf die SPD

Im Moment schaut alles auf die Genossen. Doch deswegen darf man die Union nicht aus dem Blick verlieren. Denn die Verwerfungen, die nach einem Nein des SPD-Parteitages am kommenden Sonntag zu Groko-Verhandlungen eintreten würden, betreffen in erheblichem Maße ebenso die CDU.

Nur möchte bei den Unionsparteien darüber lieber keiner reden. Inhaltlich ist das Ergebnis der Sondierung stark CSU- und SPD-lastig. Die CDU hat sich bei den Verhandlungen vor allem mit dem Anspruch begnügt, Angela Merkel die Kanzlerschaft zu retten. Und das ist genau der Punkt, weshalb sie in der Union mit Hoffen und Bangen auf den SPD-Parteitag blicken.

Zerplatzt dort der Groko-Traum, könnte in der Folge auch ein innerparteiliches Beben die Union erschüttern. Jedenfalls ist sie wohl noch nie so abhängig von den Sozialdemokraten gewesen wie in der jetzigen Phase. Es bleibt den Christdemokraten nur, an die Genossen wohlwollend zu appellieren. Riskant ist hingegen, die SPD gehörig zu provozieren, wie dies mal wieder aus den Reihen der CSU geschieht.

Eine vermasselte Bundestagswahl, zwei gescheiterte Regierungsbildungen — egal, ob andere Parteien ursächlich dafür verantwortlich sind, unweigerlich würde sich nach einem Groko-Nein dann auch die Führungsfrage bei den Christdemokraten stellen. Nicht nur SPD-Mann Martin Schulz wäre krachend gescheitert, sondern auch Angela Merkel. Mit ihr wäre dann kaum noch ein überzeugender Aufschlag bei möglichen Neuwahlen zu machen. Und eine Minderheitsregierung will die Noch-Kanzlerin ja nicht.

Zwar drängt sich derzeit niemand wirklich auf, der sie beerben könnte. Aber in der Politik gilt: In Zeiten parteipolitischer Not findet sich immer rasch jemand, der ans Ruder will oder sich bitten lässt. Dann wird ins Saarland oder nach Schleswig-Holstein geschaut. Merkels eigener Werdegang ist übrigens das beste Beispiel dafür, wie aus einer Gelegenheit eine Karriere wird.