Libyen: Die letzte Schlacht ist noch nicht geschlagen
Gaddafi-Anhänger leisten erbitterten Widerstand. Verteidigungsminister De Maizière räumt „Irrtümer“ ein.
Tripolis/Berlin. Der Kampf um die Herrschaft in Libyen ist noch nicht zu Ende: Auch nach dem Umzug der Übergangsregierung der Aufständischen in die Hauptstadt Tripolis leisten die Anhänger des untergetauchten Diktators Muammar al-Gaddafi erbitterten Widerstand. Ein auf dem zentralen Grünen Platz geplantes Freitagsgebet sagten die Rebellen aus Sicherheitsgründen ab.
Der Chef der Übergangsregierung, Mahmud Dschibril, erklärte, die Aufständischen hätten fast im ganzen Land die Oberhand. Nur Sebha, Sirte sowie das südöstlich von Tripolis gelegene Bani Walid seien nicht unter Kontrolle von Rebellenkämpfern. Ziel sei es, die Städte ohne Blutvergießen einzunehmen.
In der Nacht zu gestern haben britische Kampfflugzeuge eine Kommandozentrale in Sirte mit Raketen beschossen. Mit dem Angriff habe man sicherstellen wollen, dass es keine andere Befehlszentrale des Regimes außerhalb von Tripolis gibt, hieß es.
Am Vortag war ein Teil des „Kabinetts“ der Revolutionsbewegung von Bengasi nach Tripolis umgezogen. Ihr Vize-Vorsitzender Ali al-Tarhuni versprach Straffreiheit für alle, die bis jetzt für Gaddafi gekämpft haben.
Derweil beklagte Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) Fehler der internationalen Staatengemeinschaft bei der Einschätzung der Lage in Libyen. „Wir haben uns mindestens dreimal geirrt — nicht nur wir Deutschen, der ganze Westen“, sagte er.
Gaddafi sei erst „massiv unterschätzt“ und dann „massiv überschätzt“ worden. „Dann haben wir gesagt, es wird lange anhalten und es gibt überhaupt keine Veränderungen, und in einer Woche war Tripolis erobert.“
FDP-Chef und Vizekanzler Philipp Rösler lobte in einem Interview ausdrücklich den Militäreinsatz der Nato. „Unser tiefer Respekt und unsere Dankbarkeit gelten auch unseren Verbündeten, die Gaddafis Mordeinheiten entscheidend in den Arm gefallen sind“, sagte Rösler.
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hatte zuletzt auch die UN-Sanktionen als Ursache des erfolgreichen Umsturzes genannt. Rösler wies Forderungen nach einem Rücktritt des Außenministers zurück.