Libysche Rebellen rücken auf Tripolis vor

Bengasi/Istanbul (dpa) - Trotz hoher Verluste rücken die libyschen Rebellen weiter auf die Hauptstadt Tripolis vor. Im Süden sind sie nach eigenen Angaben jetzt noch etwa 50 Kilometer von der Stadtgrenze entfernt, im Osten etwa 130 Kilometer.

„Nach zwei Tagen heftiger Kämpfe konnten die Revolutionäre im Süden den strategisch wichtigen Bezirk Al-Kawalisch unter ihre Kontrolle bringen“, sagte der Militärsprecher der Aufständischen in Bengasi, Ahmed al-Bani, am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in einem Telefoninterview.

Östlich von Tripolis sei es den Kämpfern zudem gelungen, einen Vorort der Stadt Sleitan zu „befreien“. „Die Revolutionäre aus Sleitan und aus der Stadt Misrata haben sich dort getroffen und erstmals zusammen gekämpft, das hat ihre Kampfmoral sehr gestärkt“, erklärte Al-Bani. Sleitan ist für die Aufständischen besonders wichtig, da ihren Informationen zufolge dort zwei große Truppenverbände von Machthaber Muammar al-Gaddafi stationiert sind, die von dort aus Raketen in Richtung Misrata abfeuern.

Ein Sprecher der Nato sagte, die militärischen Kapazitäten der Gaddafi-Truppen seien durch die Luftschläge der Allianz so weit eingeschränkt worden, dass sie zu keiner großen Offensive mehr fähig seien. Begrenzte Operationen und der Beschuss von Städten seien aber nach wie vor möglich.

Die Rebellen profitierten „indirekt“ von den Luftschlägen der Nato, sagte Al-Bani. „Eine direkte Luftunterstützung für unsere Kämpfer ist der Einsatz der Nato zum Schutz der Zivilisten aber nicht.“

Ein Beamter in Tripolis erklärte am Donnerstag, die libysche Regierung habe Gespräche mit chinesischen und russischen Energiekonzernen aufgenommen. Diese sollten die Aktivitäten der italienischen Firma ENI übernehmen. ENI hatte seine Mitarbeiter nach Beginn der Kämpfe in Libyen abgezogen. Den Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi dürfte der Treibstoff mittelfristig knapp werden. In Tripolis ist Benzin für zivile Zwecke bereits rationiert.

Die französische Regierung bat das Parlament um Zustimmung für die Verlängerung des Libyen-Einsatzes. Die für kommenden Dienstag geplante Debatte mit anschließender Abstimmung sei auch eine Gelegenheit, den Franzosen noch einmal die Bedeutung des Einsatzes zu erklären, sagte Regierungssprecherin Valérie Pécresse in Paris. „Zudem ist es ein Signal an Muammar al-Gaddafi, dass wir fest entschlossen sind.“

Präsident Nicolas Sarkozy muss die Zustimmung des Parlamentes einholen, wenn ein Militäreinsatz im Ausland länger als vier Monate dauert. Der Libyen-Einsatz einer internationalen Koalition mit Beteiligung Frankreichs hatte am 19. März begonnen. Einige Tage später hatte die Nato das Kommando übernommen.