Wie die Dänen wieder an der deutschen Grenze filzen

Aller Protest von Bundespolizei und EU nutzte nichts. Am Übergang der A 7 sind wieder Zöllner im Einsatz.

Frøslev. „Was passiert denn hier?“ Der belgische Autofahrer ist sichtlich verwundert. Um ihn herum drängen sich einige dänische Zöllner in neongelben Westen mit der Aufschrift „Told“ für Zoll. Vor allem aber erblickt er ein Knäuel aus Kameraleuten und Reportern, die am deutsch-dänischen Grenzübergang Frøslev-Ellund an der A 7 bei Flensburg auf Autofahrer warten, die vom Zoll gefilzt werden.

Zehn Jahre nach Inkrafttreten des Schengenabkommens klappen die Dänen nun wieder den Schlagbaum runter — sinnbildlich zumindest, denn was an diesem Morgen passiert, ist wenig spektakulär. Um 10.10 Uhr tauchen die ersten Zöllner neben einem Parkplatz auf. Dann wird eine Fahrspur mit Hütchen gesperrt.

Schneller als der Zoll war die dänische Europabewegung. Deren Präsident Erik Boel fährt mit einer riesigen Europaflagge auf seinem Auto vor. „Das hier ist das falsche Signal an unsere Freunde und Partner in Europa“, schimpft er. „Wir brauchen ein Zeichen des Vertrauens.“ Frühere Generationen hätten für die europäische Idee gearbeitet, nun müsse man den Dialog fortsetzen.

Den ersten Dialog dieses Kontrolltages führen die Zöllner mit einer Niederländerin. Brot mit Rosinen, Kräcker — der Inhalt ihres Kofferraums ist „sauber“. Derweil winkt Leila Jessen weiter die Autos durch.

Seit 26 Jahren führt die blonde Frau Zollkontrollen durch, dabei verlässt sie sich auf „Erfahrung und Intuition“, wenn sie entscheidet, wer rausgewunken wird. Insgesamt sind am Diensta zehn Zöllner nach Frøslev abkommandiert worden, berichtet Erling Andersen, Generaldirektor des dänischen Zolls.

„Stichprobenartige Kontrollen“ seien geplant, aber vielleicht sei auch in einer Stunde erst mal Schluss. Vielleicht fange man in der Nacht auch wieder an, das verrät der bärtige Andersen nicht. Der gefürchtete Stau jedenfalls ist ausgeblieben, allenfalls etwas zäher fließt der Verkehr.

Ein paar Meter weiter wird Rob van Acker rausgewunken. Er wundert sich ein bisschen: „Ist das neu?“, fragt er den Zöllner, der kurz nach den Koffern des Belgiers schaut. „Comme il faut“ (Wie es sein muss), sei das nicht, sagt van Acker später den Journalisten auf Französisch, eher ein bisschen dumm, schließlich lebe man in einem vereinten Europa, freier Verkehr heiße das doch. Dann braust er ab, zu einem Familienbesuch.