Bagdad will Abzug der US-Truppen verzögern
Bagdad (dpa) - Die Regierung in Bagdad diskutiert über eine Verlängerung des im Dezember auslaufenden Einsatzes der US-Truppen um weitere fünf Jahre. Die irakische Zeitung „Al-Mada“ berichtete über entsprechende Gespräche zwischen der Regierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki und Vertretern der US-Botschaft.
Dem Vernehmen nach sollen weniger als 20 000 Soldaten im Land bleiben. Die US-Regierung hatte zuvor bereits ihre Bereitschaft bekundet, unter bestimmten Bedingungen einen Teil der Truppen im Irak zu belassen, falls die irakische Regierung dies wünschen sollte. Bislang haben allerdings nur zwei der irakischen Regierungsparteien eindeutig Position bezogen.
Die eng mit dem Iran verbandelte Bewegung des Schiiten-Predigers Muktada al-Sadr ist strikt gegen eine Verlängerung des Einsatzes. Sie hat sogar damit gedroht, ihre Miliz - die Mahdi-Armee - wieder zu reaktivieren, falls die Amerikaner nicht gehen sollten.
Die Parteien der Kurdenführer Massud Barsani und Dschalal Talabani wollen die Amerikaner lieber noch länger im Irak belassen, damit diese bei der Verfolgung islamistischer Terroristen helfen. Außerdem bezweifeln die Kurden, dass die irakischen Sicherheitskräfte die Grenzen des Landes ausreichend sichern können.
Viele der anderen Politiker - darunter auch die Anhängerschaft von Al-Maliki - sähen es gerne, wenn die Amerikaner länger blieben. Um nicht als schlechte Patrioten dazustehen, bekennen sie sich bisher aber nicht öffentlich dazu.
Die US-Armee war im Frühjahr 2003 in den Irak einmarschiert und hatte das Regime des damaligen Präsidenten Saddam Hussein gestürzt. Ende 2008 schloss Washington mit der irakischen Regierung ein Abkommen über einen schrittweisen Abzug der US-Truppen, die mittlerweile auch an der Ausbildung der irakischen Sicherheitskräfte beteiligt sind. Aktuell halten sich noch mehr als 46 000 US-Soldaten im Irak auf. Das Abkommen sieht vor, dass sie bis zum Jahresende abziehen.