Währungskrise Lira-Krise - wie geht es den Türken damit?

Istanbul (dpa) - Angesichts der Währungskrise in der Türkei verzichten viele Türken auf Anschaffungen. „Unsere Kunden warten ab“, sagte ein Werkzeug-Importeur in Istanbul der Deutschen Presse-Agentur.

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Der Mann, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte, er mache sich angesichts des Lira-Verfalls große Sorgen um sein Land. „Wir sind nicht glücklich, die Händler sind nicht glücklich und die Kunden sind es auch nicht.“ Die Preise von Nahrungsmitteln wie Brot und auch der Benzinpreis blieben aber zunächst stabil.

Vor allem Händler von Importwaren machen sich Sorgen. Werkzeug zum Beispiel sei teuer geworden, sagte der Importeur, denn er müsse entweder in Dollar oder Euro bezahlen. Ein anderer Ladenbesitzer sagte, er verkaufe deswegen seine Ware zurzeit nur ungern. „Ich weiß ja nicht, zu welchem Preis ich neue Ware einkaufen kann.“

Der Türkei-Repräsentant der deutschen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI), Necip Bagoglu, erzählte von einer Firma, die Kugellager für die türkische Industrie importiere und ihre Geschäfte ausgesetzt habe. Sie sehe zurzeit einfach „keine gesunde Grundlage für Preiskalkulationen“.

Ein 25-jähriger Verkäufer von Arbeitsgeräten sagte der dpa, seine Ware komme hauptsächlich aus der EU, vor allem aus Deutschland. Für eine einfache Bohrmaschine, die er vor dem starken Währungsverfall am Freitag noch für 650 TL (zurzeit rund 88 Euro) verkauft habe, müsse er nun 950 TL (rund 128 Euro) verlangen.

Wer schuld hat an der Misere, da sind die Menschen uneins. Der junge Werkzeugverkäufer sieht die Schuld vor allem bei der islamisch-konservativen AKP-Regierung. „Die Regierung muss sich ändern, sonst ändert sich nichts“, sagte er. Sie habe viele Fehler gemacht. Die Türkei produziere zum Beispiel selbst viel zu wenig. Die Regierung mache die USA wegen der Sanktionen verantwortlich. Das sei jedoch nur eine „Ausrede“.

Der 55-jährige Arbeiter Fatih dagegen sieht das anders. Schuld an der Krise seien die USA und deren Sanktionen gegen die Türkei.

Der Immobilienmakler Inez vertraut ganz auf Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Erdogan sei stark und setze sich für seine Leute ein, sagte er. „Er kämpft für unsere Würde gegen Amerika. Er versucht, die Türkei wirtschaftlich unabhängiger zu machen.“ Die Situation werde sich schon beruhigen.

Dagegen macht sich der Schreiner Ceren Sorgen, dass seine Arbeiter in dieser Lage eine Gehaltserhöhung verlangen könnten. „Ich weiß nicht, ob ich mir das leisten kann.“

Andere folgen dem Aufruf Erdogans, Devisen in Lira umzutauschen, um die Währung zu stützen. Nach einem Bericht des Senders CNN Türk bot ein Restaurantbesitzer im südosttürkischen Adiyaman sogar kostenlos Essen und Getränke an, wenn seine Kunden belegen können, dass sie 100 Dollar in türkische Lira umgetauscht haben. „Wir stehen hinter Tayyip Erdogan“, sagte er dem Sender.

US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag angekündigt, einige Strafzölle gegen die Türkei zu verdoppeln. Hintergrund ist die Auseinandersetzung um das Schicksal des in der Türkei wegen Terrorvorwürfen festgehaltenen US-Pastors Andrew Brunson. Trump will Brunson freipressen. Die seit Monaten schwächelnde Lira verlor nach Trumps Ankündigung schlagartig stark an Wert. Am Dienstag erholte sich die Währung wieder etwas.