Mandelas 95. Geburtstag weltweit gefeiert - es geht ihm besser

Kapstadt (dpa) - Freiheitskämpfer, erster schwarzer Präsident Südafrikas und Nobelpreisträger: In aller Welt ist Nelson Mandela an seinem 95. Geburtstag als großer Versöhner gefeiert worden.

Der schwer erkrankte Nationalheld verbrachte seinen Ehrentag in einer Klinik in Pretoria, wo er seit Wochen wegen einer Lungenentzündung liegt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon feierte Mandela am Donnerstag als „Ikone für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung“. US-Präsident Barack Obama würdigte den Jubilar für dessen „standhaften Einsatz für Gleichheit, Versöhnung und Menschenwürde“. Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte Mandela „ein einzigartiges Beispiel gelebter Menschlichkeit“.

Das Präsidialamt in Pretoria teilte mit, Mandela müsse zwar noch im Krankenhaus bleiben, aber sein Gesundheitszustand habe sich weiter verbessert. „Die Ärzte haben bestätigt, dass sich sein Befinden ständig verbessert“, sagte Präsident Jacob Zuma, der Mandela an seinem Geburtstag besuchte. „Ich konnte "Happy Birthday" zu ihm sagen und er war in der Lage, zu lächeln“, berichtete Zuma.

Mandelas Tochter Zindzi sprach in einem Radiointerview sogar von „dramatischen Fortschritten“. Die Familie hoffe, dass der 95-Jährige bald nach Hause zurückkehren könne. „Wir hatten nicht geglaubt, dass Madiba uns noch einmal anschauen und lächeln würde“, sagte Südafrikas Verteidigungsministerin Nosiviwe Mapisa-Nqakula. Madiba ist der Clanname Mandelas, der als Gegner des Apartheid-Regimes fast drei Jahrzehnte im Gefängnis gesessen hatte und in den 1990er Jahren Südafrikas erster schwarzer Präsident war.

US-Präsident Obama betonte in seinem Schreiben, seine Familie sei tief bewegt vom Besuch auf der ehemaligen Gefangeneninsel Robben Island gewesen, wo Mandela lange Jahre inhaftiert war. „Möge Mandelas Leben ... und sein standhafter Einsatz für Gleichheit, Versöhnung und Menschenwürde ein leuchtendes Signal für zukünftige Generationen auf der Suche nach einer gerechteren und glücklichen Welt bleiben.“

Russlands Präsident Wladimir Putin hob hervor, Mandela stehe für den Aufbau eines demokratischen Südafrika und sei untrennbar mit der modernen Geschichte Afrikas verbunden. Chinas Außenministerium attestierte dem Jubilar einen „unbezwingbaren Willen“.

Zumas Aufforderung an seine Landsleute, den Ehrentag Mandelas „zur größten Geburtstagsfeier, die es je gab“, zu machen, ging wohl in Erfüllung. Schon am Morgen sangen Millionen Schulkinder im ganzen Land ein Geburtstagslied für den Vaters der „Regenbogennation“. Gleichzeitig sendeten Radio- und Fernsehstationen einen Mandela-Geburtstagssong.

Ein schier endloser Strom von Besuchern wollte vor dem Krankenhaus in Pretoria Mandela alles Gute wünschen. Vor dem Hospital und an Zäunen befinden sich Tausende von Genesungs- und Glückwunschkarten, Blumen, Stofftiere, selbstgemalte Bilder und Poster. Unzählige Male wurden am Donnerstag Geburtstagslieder angestimmt.

Weltweit wurde Mandela mit sozialen Aktionen, Veranstaltungen und Konzerten geehrt. In New York kamen bei einer Sondersitzung der Vollversammlung der Vereinten Nationen unter anderem der frühere US-Präsident Bill Clinton, der Schauspieler und Sänger Harry Belafonte, der Bürgerrechtler Jesse Jackson, Mandelas Weggefährte Andrew Mlangeni und UN-Generalsekretär Ban zusammen, um Mandela zu ehren.

Mandela sei ein „Gigant unserer Zeit“, sagte Ban. Die Welt gedenke des südafrikanischen Nationalhelden. Mandela liegt seit Wochen mit einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus. „Wir sind vereint in Sorge.“ Mandela habe der Welt beigebracht, dass man sich erst selbst vom Hass befreien müsse, bevor man anderen Menschen helfen könne, sagte Clinton.

Menschen in aller Welt folgten dem Aufruf der Vereinten Nationen, sich am „Internationalen Nelson-Mandela-Tag“ 67 Minuten lang sozial zu engagieren - denn 67 Jahre war Mandela politisch aktiv.

In Südafrika beteiligten sich Millionen Menschen an Aktionen zugunsten von Armen, Kranken, Kindern, Alten oder Behinderten, darunter auch Minister und Parlamentarier, Firmenbelegschaften sowie Mitglieder von Vereinen und Verbänden sowie zahllose Bürger.

„Diese Geburtstagsfeiern erinnern uns daran, dass wir die Kapazität zu einer fantastischen und einigen Nation haben“, sagte Bischof Desmond Tutu. Der 81 Jahre alte Friedensnobelpreisträger nahm selbst an einer Aktion für Kinder in Kapstadt teil.

Im nächtlichen Paris, wo Nelson Mandela Ehrenbürger ist, erstrahlte der Eiffelturm in der Vielfarbigkeit der südafrikanischen Flagge. Mit einem kostenlosen Open-Air-Konzert wollte das Philharmonische Orchester KwaZulu-Natal am Abend vor rund 3000 Zuhörern 67 ausgewählte Minuten einer Mandela-Oper präsentieren.

In einer Bettlerkolonie am Rand der südindischen Metropole Bangalore waren am Donnerstag kostenlose Haarschnitte zu haben. Ein Friseur, der auch einen lokalen Nelson-Mandela-Fanclub leitet, hatte mehrere Bettler ausgebildet. Alle zusammen verschenkten sie an Mandelas Geburtstag Dutzende neue Frisuren.