Massenmord an Jugendlichen stürzt Norwegen in tiefe Trauer
Anders B. Breivik tötete mehr als 90 Menschen. Er wurde von tiefem Hass getrieben. Das Land steht unter Schock.
Oslo. Die meisten Opfer waren fast noch Kinder: Der Massenmord eines offensichtlich verwirrten Rechtsradikalen an 93 wehrlosen Menschen in Norwegen erschüttert die Welt. Der christliche Fundamentalist richtete auf der Ferieninsel Utøya nahe Oslo ein Blutbad an — offenkundig getrieben von Hass gegen Linke, den Islam und alles Fremde.
Der 32-jährige Norweger Anders B. Breivik erschoss auf einem fröhlichen Jugendtreffen gegen Intoleranz und für ein friedliches Miteinander mindestens 86 Teilnehmer oder trieb sie im Wasser in den Tod. Vor dem Massaker hatte der mittlerweile geständige Tatverdächtige im etwa 40 Kilometer entfernten Oslo mit einer Autobombe Teile der Innenstadt in eine Trümmerlandschaft verwandelt. Dabei wurden mindestens sieben Menschen getötet.
Auf der Insel schoss Breivik dann eineinhalb Stunden gezielt auf die Jugendlichen, bevor die Polizei eintraf. Die Sicherheitsbehörden gerieten daher unter Druck. So konnte eine Terroreinheit zunächst kein geeignetes Boot auftreiben, um auf die Insel zu gelangen.
In einem ersten Geständnis bezeichnete Breivik seine Taten als „grausam, aber notwendig“. Keine drei Stunden vor dem ersten Anschlag hatte er ein wirres „Manifest“ im Internet abgeschlossen: „Ich glaube, dies wird mein letzter Eintrag sein.“ Er wolle Europa vor „Marxismus und Islamisierung“ retten. In dem Text stufte er „multikulturelle“ Kräfte als Feind ein.
Seit dem Frühjahr hatte Breivik sechs Tonnen Kunstdünger zusammengekauft, der zur Herstellung von Bomben geeignet war. Der Hobbyschütze hatte über Netzwerke im Internet Kontakte in die rechte Szene. Neun Jahre bereitete er die Tat laut seinem „Manifest“ vor. Er soll nun auf seinen Geisteszustand untersucht werden.
Ermittler gehen davon aus, dass er allein gehandelt hat. Gestern durchsuchten schwer bewaffnete Polizeikräfte Wohnungen in Oslo, doch sämtlich zwischenzeitlich Verhaftete wurden noch gestern wieder freigelassen.
Die Beamten fürchteten, dass auch zwei Tage nach den Attentaten noch nicht alle Todesopfer entdeckt waren. Rund um Utøya suchten Spezialisten gestern nach mindestens vier Vermissten.
Der Massenmord stürzte Norwegen in tiefe Trauer. Ministerpräsident Stoltenberg sprach von der schlimmsten Katastrophe Norwegens seit dem Zweiten Weltkrieg. dpa