Mehr als 100 Tote bei Angriffen von IS-Terroristen im Sinai

Kairo (dpa) - Fast 120 Menschen sind am Mittwoch bei Angriffen islamistischer Extremisten auf Posten der ägyptischen Armee und anschließenden Gefechten auf der Sinai-Halbinsel getötet worden. Nach Angaben des ägyptischen Militärs vom Mittwochabend starben 100 Militante sowie 17 Soldaten.

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Es sei einer der heftigsten Gewaltausbrüche im Sinai seit Jahren gewesen. Zu den Angriffen bekannte sich der ägyptische Ableger der sunnitischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die „Löwen des Kalifats in der Provinz Sinai“ hätten am frühen Morgen mehr als 15 Posten der ägyptischen Armee überfallen, teilten die Extremisten in einer Internetbotschaft mit. Dabei seien schwere Waffen eingesetzt worden. Auch drei Selbstmordattentäter griffen Armeeposten an.

Das ägyptische Militär veröffentlichte am Abend im Staatsfernsehen die ersten genaueren Opferzahlen - 100 Militante und 17 Soldaten seien getötet worden. Die Streitkräfte hätten die Angreifer zurückgeschlagen, verfolgt und deren Sammelpunkte zerschlagen. Das Militär kündigte eine Fortsetzung des Einsatzes an.

Das Auswärtige Amt verurteilte die Gewalt: „Das Bekenntnis der Terrormiliz ISIS zu den Anschlägen zeigt erneut, mit welcher Skrupellosigkeit die Terrorgruppe Gewalt für ihre Zwecke nutzt“, hieß es aus Berlin. Auch die USA verurteilten die Angriffe auf ägyptische Soldaten. Angesichts der terroristischen Gewalt stünden die USA fest an der Seite Ägyptens, sagte Ned Price, Sprecher des nationalen Sicherheitsrates, am Mittwoch.

Radikale Gruppen greifen im Norden des Sinai seit Jahren immer wieder die ägyptische Armee an. Die arme Region ist eine Hochburg der Terrorgruppe Ansar Beit al-Makdis, die Ende des vergangenen Jahres dem IS die Treue geschworen hatte. Der Angriff am Mittwoch war der heftigste Gewaltausbruch im Sinai, seit die Armee Ägyptens Präsidenten Mohammed Mursi 2013 stürzte.

Terrorangriffe hatten sich in den vergangenen Tagen in Ägypten gehäuft. Am Montag war Generalstaatsanwalt Hischam Barakat bei einem Bombenanschlag in Kairo getötet worden. Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi hatte daraufhin angekündigt, Prozesse künftig beschleunigen zu wollen - als Teil seines Kampfes gegen die verbotene Muslimbruderschaft.

Muslimbrüder waren nach Informationen der privaten Zeitung „Al-Masry Al-Youm“ auch unter neun getöteten Islamisten bei einer Razzia nahe Kairo. „Es gab eine Schießerei mit den gesuchten Terroristen, als die Polizei sie festnehmen wollte“, zitierte die staatliche Zeitung „Al-Ahram“ einen Sprecher der Sicherheitskräfte.

In diesen Tagen jährt sich die Amtsübernahme des ehemaligen Präsidenten und Muslimbruders Mursi zum dritten Mal. Genau ein Jahr später war es in Kairo zu Massenprotesten gegen ihn gekommen. Am 3. Juli 2013 war Mursi trotz heftiger Proteste seiner Anhänger von der Armee gestürzt worden. Zudem war Anfang der Woche der erste Jahrestag der Ausrufung des Kalifats durch den IS. Die Gruppe hatte dazu aufgerufen, auch während des laufenden Fastenmonats Ramadan Attentate auf „Feinde“ des Islams zu verüben.