Mit gefälschtem Ausweis unterwegs

Interpol-Chef Noble wollte mit der Aktion Mängel aufdecken.

Singapur. Mit einem gefälschten Lufthansa-Ausweis hat Interpol-Chef Ronald Noble am Dienstag in Singapur auf Tücken bei der Sicherheit im Flugverkehr hingewiesen. Bei der Jahrestagung des Weltluftfahrtverbandes IATA zog Noble bei einer Podiumsdiskussion über Airline-Sicherheit einen Lufthansa-Mitarbeiterpass aus der Tasche, mit seinem Foto, eingeschweißt und aus der Entfernung betrachtet täuschend echt. Seine Kollegen hätten den Ausweis auf dem Schwarzmarkt in Bangkok für 100 Dollar gekauft.

Noble wäre mit einem solchen Ausweis bei der Lufthansa nicht weit gekommen, sagte Pressesprecher Frank Püttmann. Die echten Ausweise enthielten Sicherheitsmerkmale, die nicht kopierbar seien.

Nach Angaben von Noble wird nur die Hälfte der Pässe aller international reisenden Passagiere mit Verbrecherdateien abgeglichen. „Fast eine halbe Milliarde Passagiere wird nicht geprüft“, sagte er. Bei den überprüften Passagieren seien im vergangenen Jahr 40.000 gestohlene oder vermisst gemeldete Reisepässe entdeckt worden.

Noble machte sich für eine gemeinsame Datenbank der Airlines stark. „Der erste Anschlag auf das World Trade Center in New York wäre damit verhindert worden“, sagte Noble. Einer der Attentäter von 1993 war mit einem gefälschten Pass in die USA eingereist.

Der Weltluftfahrtverband hat am Dienstag auch darüber diskutiert, wie Sicherheitskontrollen in Zukunft gestaltet werden können. Dabei stellte die IATA erstmals den „Checkpoint der Zukunft“ vor, ein fast vollautomatisches System, bei dem das Handgepäck in der Hand, der Laptop in der Tasche und die Schuhe an den Füßen bleiben können. Ein Abtasten der Passagiere soll nicht mehr nötig sein.

Der Prototyp besteht aus drei etwa zehn Meter langen Röhren. Die Passagiere werden anhand der Angaben in ihrem Pass in Risikogruppen „vorsortiert“. Vielflieger gehen durch den schnellen Kanal, in dem Maschinen in den Wänden im Vorbeigehen nach Metallgegenständen und Flüssigkeiten scannen. In den anderen Kanälen ist die Kontrolle schärfer, aber ebenfalls automatisch. In fünf Jahren könne so ein System funktionieren.