Mord an Zivilisten: 24 Jahre Haft für US-Soldat

Washington (dpa) - „Der Plan war, Leute zu töten“: Ein 22-jähriger US-Soldat hat zugegeben, zusammen mit mehreren Kameraden gezielt drei unbewaffnete Zivilisten umgebracht zu haben.

Am Mittwoch (Ortszeit) wurde der Stabsgefreite Jeremy Morlock von einem Militärrichter in Fort Lewis-McChord (US-Staat Washington) zu 24 Jahren Haft verurteilt. Er könnte bei guter Führung aber bereits in 7 Jahren freikommen. Vor der Verkündung der Strafe hatte sich Morlock beim afghanischen Volk und den Angehörigen der Opfer für die Verbrechen zwischen Januar und Mai 2010 entschuldigt.

Dem fünfköpfigen „Killkommando“ wird nicht nur angelastet, aus purer Mordlust getötet zu haben: Sie sollen auch Körperteile ihrer Opfer wie Finger als Trophäen mitgenommen haben. Außerdem ließen sich zwei der Beschuldigten - darunter Morlock - mit einem ihrer Opfer ablichten.

Die Bluttaten hatten über Afghanistan und die USA hinaus Abscheu und Entsetzen ausgelöst, vielfach wurden Parallelen zu den Gefangenenmisshandlungen durch US-Soldaten im irakischen Abu Ghoreib 2003 gezogen. Auch Morlocks vier mutmaßliche Mordkomplizen sind angeklagt, außerdem sollen sich sieben weitere Soldaten im Zusammenhang mit den Verbrechen wegen Behinderung der Ermittlungen verantworten.

Der junge Stabsgefreite bekannte sich nach Medienberichten auch schuldig, zusammen mit anderen einen Kameraden zusammengeschlagen zu haben, der einen Vorgesetzten über Haschischkonsum in seinem Zug informieren wollte. Demselben Soldaten waren außerdem später zur Einschüchterung abgeschnittene Finger eines Mordopfers vor die Füße geworfen worden. Morlock gab zu, dass er auch daran beteiligt war.

Mit seinen Schuldbekenntnissen vermied der junge Amerikaner einen Prozess und kam mit einer milderen Strafe davon, als sie ihm sonst bei einem Schuldspruch in einem Verfahren gedroht hätte: lebenslange Haft. Anklage und Verteidigung hatten die 24-jährige Haftstrafe mit der Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung in den vergangenen Wochen ausgehandelt, Militärrichter Kwasi Hawks akzeptierte den Vergleich dann am Mittwoch.

Im Gegenzug für die kürzere Haftzeit hat sich Morlock auch verpflichtet, als Hauptzeuge gegen die anderen vier Mitangeklagten auszusagen, darunter Calvin Gibbs, der nach seinen Angaben der Rädelsführer bei den Morden war.

Gibbs hat die Verbrechen bisher nicht zugegeben, sondern ausgesagt, die drei Afghanen seien im Zuge „legitimer Gefechtshandlungen“ ums Leben gekommen. Nach Morlocks Angaben handelte es sich jedoch um geplanten kaltblütigen Mord, die drei Afghanen seien nicht „aus dem Augenblick heraus“ getötet worden, bestätigte er vor dem Richter. Demnach wurden nach den Morden auch Waffen neben die Leichen gelegt, um den Eindruck zu erwecken, sie hätten die US-Soldaten bedroht und seien dann während eines Gefechts getötet worden.

Morlock, der in seiner Ausgehuniform vor Gericht erschien, zeigte Reue, entschuldigte sich und erklärte, er wolle die Verantwortung für seine Taten übernehmen. „Ich habe nicht nur das Gesetz verletzt, sondern auch die Grundwerte der Army“, zitierte ihn am Donnerstag die „Seattle Times“. Er habe eine Menge Zeit gehabt, über sein Verhalten nachzudenken, „darüber, wie ich mein moralischen Kompass verloren habe“.

Erst am Montag hatten die Mordfälle neue Abscheu ausgelöst. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ veröffentlichte Fotos, auf denen Morlock und ein weiterer Angeklagter den Kopf eines am Boden liegenden toten Opfers hochreißen und dabei in die Kamera blicken. Das US-Militär nannte die Handlungen auf den Bildern „widerwärtig für uns als Menschen“. Sie stünden im Widerspruch zu den Standards und Werten der US-Streitkräfte. „Wir entschuldigen uns für das Leid, das diese Fotos auslösen.“