Mordprozess in China: Der tiefe Fall des „roten Paares“

Frau des abgesetzten Bo Xilai steht wegen Mordes vor Gericht.

Peking. Sie hätten kaum tiefer fallen können: Gu Kailai und ihr Mann, der chinesische Spitzenpolitiker Bo Xilai, galten lange Zeit als eines der perfektesten „roten Paare“ des Landes.

Ihre elitäre Abstammung brachte den Prinzlingen, wie die Kinder von hochrangigen Parteifunktionären genannt werden, enorme Vorteile. Bo Xilai wurde bis zu seiner Absetzung als Kandidat für höchste Parteiämter gehandelt. Und Gu steht vor Gericht.

Am Donnerstag musste sie sich wegen Mordes an dem britischen Geschäftsmann Neil Heywood vor Gericht verantworten. Sollte die 53 Jahre alte Funktionärsgattin schuldig gesprochen werden, droht ihr die Todesstrafe.

Doch ihr Status als jüngste Tochter von Gu Jingsheng, einem berühmten General in der Volksbefreiungsarmee, könnte das verhindern. Es ist Tradition, Mitglieder hochrangiger Familien auch bei schwersten Verbrechen nicht hinzurichten.

Seit der Absetzung Bo Xilais als Parteichef der Region Chongqing und dem Verlust seiner Parteiämter versucht die Kommunistische Partei, sowohl seine Unterstützer als auch Dissidenten in den Reihen der 80 Millionen Mitglieder ruhig zu halten.

Der Prozess soll dazu beitragen, den geplanten Generationswechsel an der Parteispitze ohne Probleme über die Bühne gehen zu lassen.

Der Fall sei bereits vor Prozessbeginn entschieden gewesen, sagte der Politikwissenschaftler Zhang Ming. „Es ist ein politischer Prozess.“ Die Partei habe bereits erste Schritte unternommen, um ein mildes Urteil für die Angeklagte zu rechtfertigen, sagen Beobachter.

In chinesischen Staatsmedien wird Gu als besorgte Mutter präsentiert. Sie habe den Mord geplant, um sie ihren Sohn vor angeblichen Bedrohungen durch Heywood zu schützen, heißt es in der Anklageschrift.

In der Provinz Liaoning war der populistische Bo für harte Kampagnen gegen das organisierte Verbrechen verantwortlich, die von der Partei als vorbildhaft gepriesen wurden. In Chongqing wiederholte er diesen Erfolg. Außerdem förderte er eine Wiederbelebung der maoistischen Tradition.

Das brachte ihm die Unterstützung von linken Strömungen in der Partei und der Öffentlichkeit ein. Aber: Bos Förderung der roten Kultur und die harten Polizeimaßnahmen riefen die Parteiführung auf den Plan. Sein tiefer Fall folgte.