Nach dem Eklat: Fakten zu Israels Wasser-Streit

EU-Politiker Schulz kritisiert eine schlechte Versorgung der Palästinenser. Zu Recht?

Tel Aviv. Martin Schulz (SPD) gilt als ausgewiesener Israel-Freund. Aber nach seiner jüngste Rede im israelischen Parlament half dies dem EU-Parlamentspräsidenten auch nicht mehr aus der Patsche: Der Deutsche hatte kritisiert, dass Israel dem eigenen Volk deutlich mehr Wasser pro Tag zur Verfügung stellt als den Palästinensern.

Da Schulz sich dabei auf falsche Zahlen berief, machte er sich zum Opfer von Spott und Kritik. Doch auch wenn Schulz’ Zahlen nicht korrekt waren, halten Israel-Kenner die Empörung für inszeniert: Denn die Ungleichverteilung gibt es.

Im Nahen Osten ist Wasser extrem knapp, die gesamte Wasserversorgung Israels speist sich aus drei Quellen. Die Verteilung ist deshalb einer der großen Streitpunkte zwischen Israelis und Palästinensern. Menschenrechtsorganisationen werfen Israel eine Diskriminierung bei der Wasserverteilung vor. Israel betont hingegen, es habe seine in den Friedensabkommen festgelegten Verpflichtungen über die Lieferung von Wasser an die Palästinenser sogar übererfüllt.

Die Crux: Das Abkommen wurde 1995 verabschiedet. Seitdem haben sich die technischen Rahmenbedingungen und Bevölkerungszahlen deutlich verändert.

Nach Informationen der internationalen Umweltschutzorganisation „Friends of the Earth“ haben Palästinenser täglich 70 Liter Wasser und Israelis 250 Liter Wasser zur Verfügung. Die Organisation betont jedoch, es gehe auch viel Wasser durch illegales Anzapfen von Wasserleitungen durch palästinensische Landwirte verloren. Nach Schätzungen würden täglich zusätzlich 30 Liter Wasser pro Kopf abgezapft — so dass Palästinenser eigentlich 100 Liter Wasser zur Verfügung hätten.

Israel kann im Kernland ungehindert seine eigene Wasserwirtschaft betreiben, im Westjordanland regelt jedoch ein gemeinsames Komitee beider Seiten die Verteilung. Die Palästinenser haben damit keine freie Hand und können zum Beispiel nicht einfach neue Brunnen bohren. Es gibt auch Dörfer im südlichen Westjordanland, die nur an zwei Tagen in der Woche fließendes Wasser bekommen. Außerdem gibt es abgelegene Wohngebiete, die gar nicht an das Netz angeschlossen sind.

Israel verfügt als hochmoderner Staat über eine effiziente Wasserwirtschaft. Es hat unter anderem durch sehr fortschrittliche Entsalzungsanlagen mehr Wasser zur Verfügung. In den Palästinensergebieten dagegen ist der technische Standard sehr viel niedriger. Zum Teil wird Wasser per Tankwagen angeliefert.