Nach schweren Pannen: Obamas Leibwache hat neuen Chef

Washington (dpa) - Nach einer Serie haarsträubender Sicherheitspannen bei der Bewachung von Barack Obama hat die Leibwache des US-Präsidenten einen neuen Chef. Unmittelbar nach dem Rücktritt von Julia Pierson wurde der frühere Spitzenagent Joseph Clancy (58) zum Interims-Leiter des Secret Service ernannt.

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Kommentatoren in Washington äußerten sich erleichtert, forderten aber zugleich tiefgreifende Reformen. Der Rücktritt Piersons „ist lediglich der erste Schritt bei der Reparatur des Dienstes“, mahnte die „Washington Post“.

Der Secret Service bewacht den Präsidenten rund um die Uhr. Er kümmert sich ebenfalls um die Sicherheit von Ehefrau Michelle und der beiden Obama-Töchter. Die Behörde beschäftigt rund 3400 Agenten. In Washington wird immer wieder kolportiert, die Agenten müssten den Präsidenten notfalls mit ihrem eigenen Leben schützen. Als Präsident Ronald Reagan 1981 in Washington angeschossen wurde, warf sich tatsächlich ein Leibwächter schützend über ihn.

Die Skandalserie ist in der Tat lang und atemberaubend. Erst unlängst drang ein Mann mit einem Messer bis tief ins Weiße Haus ein - die „Gorillas“ waren nicht in der Lage, ihn aufzuhalten. Doch erst eine weitere Enthüllung brachte das Fass zum überlaufen: So ließen es die Personenschützer sogar zu, dass ein bewaffneter Ex-Straftäter mit Obama in einen Fahrstuhl stieg. Doch bereits zuvor gab es Pannen und Patzer, die am Image des Dienstes kratzten.

Dabei gilt Obama als eine der weltweit am besten geschützten Personen, das Weiße Haus als eine angeblich uneinnehmbare Festung - doch bei dem jüngsten Zwischenfall wurden weder die Scharfschützen auf dem Dach noch die Hundestaffel aktiv. Pierson bleib bei einer höchstpeinlichen Anhörung im Kongress lediglich übrig, die Verantwortung zu übernehmen. Tief getroffen sagte sie „Sorry“ - und war danach im Kern nicht mehr haltbar.

Offiziell teilte das Heimatschutzministerium mit, Pierson habe ihren Rücktritt selbst angeboten. Doch das ist vermutlich nur die halbe Wahrheit. Die „New York Times“ meinte, der Rückzug sei „unter Druck“ erfolgt. Obama selbst äußerte sich bisher nicht öffentlich zu den Vorgängen.

Pierson, die insgesamt 30 Jahre für den Secret Service arbeitete, stand lediglich 18 Monate als erste Frau überhaupt an der Spitze des Dienstes. Sie war selbst nach misslichen Enthüllungen auf den Posten gelangt. Damals wurden exzessive Trinkgelage von Agenten bei einem Amerikagipfel in Kolumbien bekannt - sechs Bewacher mussten den Dienst quittieren.

Heimatschutzminister Jeh Johnson ernannte den ehemaligen Top-Service-Agenten Clancy zum Interims-Nachfolger. Der 58-jährige war erst vor drei Jahren in die Privatwirtschaft gegangen. In seiner Personalakte ist jedoch nach einem Bericht der „New York Times“ vom Donnerstag ein unangenehmer Eintrag: Er war 2009 für die Sicherheit im Weißen Haus verantwortlich, als das Society-Paar Michaele und Tareq Salahi an allen Sicherheitskontrollen vorbei ohne Einladung zu einem Staatsempfang zu Ehren des indischen Regierungschefs Manmohan Singh Manmohan Singh gelangt war. Das Paar hatte sogar Obama die Hand geschüttelt.

Vor allem die Enthüllung über den bewaffneten Mann im Fahrstuhl mit Obama sorgten in Washington für Erregung. Nach Berichten der „Washington Post“ hatte der Secret Service während Obamas kürzlichem Besuch bei der Seuchenbehörde CDC in Atlanta einen dreifach verurteilten Ex-Straftäter in die Nähe des Präsidenten gelassen.

Der Mann war Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma und wurde auffällig, als er im Fahrstuhl mit seinem Smartphone Fotos von Obama machte. Als die Agenten sich beschwerten, wurde der Mann von seinem Schichtleiter auf der Stelle gefeuert. Dabei musste er seine Dienstwaffe abgeben - erst da wurde dem Secret Service klar, dass er bewaffnet war. Doch das Sicherheitsprotokoll verbietet aber, dass sich außer dem Secret Service Bewaffnete in Obamas Nähe aufhalten.

In den vergangenen Tagen war auch eine Sicherheitspanne bekannt geworden, die sich bereits 2011 ereignet hatte. Damals hatte ein Mann nachts sieben Schüsse auf das Weiße Haus abgegeben - doch erst vier Tage später bemerkten die Personenschützer, dass das Gebäude überhaupt von Kugeln getroffen worden war.