Frankreich trauert um „Helden“ Nach Terror in Frankreich: Sprengsätze am Tatort entdeckt

Carcassonne/Paris (dpa) - Nach dem islamistischen Terrorangriff in Südfrankreich haben Ermittler in dem Supermarkt, wo die Geiselnahme stattfand, drei selbst gemachte Sprengsätze entdeckt.

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Wie die Deutsche Presse-Agentur weiter aus Justizkreisen erfuhr, wurden am Tatort in dem Örtchen Trèbes auch eine Pistole vom Kaliber 7,65 und ein Jagdmesser entdeckt.

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Der beim Zugriff erschossene Täter, der 25-jährige Radouane L., hatte am Freitagabend in dem Supermarkt Geiseln genommen. Bei den Angriffen in der Region Carcassonne waren der Attentäter sowie insgesamt vier Menschen ums Leben gekommen, 15 wurden verletzt.

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Der Mann marokkanischer Abstammung hatte sich selbst als „Soldat“ der Terrormiliz Islamischer Staat bezeichnet. Die Gruppe hatte die Taten anschließend für sich reklamiert. Eine Frau aus dem Umfeld des Täters sowie ein minderjähriger Freund von Radouane L. wurden in Polizeigewahrsam genommen.

Der Angreifer hatte Vorstrafen wegen kleinerer Delikte, auch eine kurze Haftstrafe saß er ab. Die Behörden hatten ihn aber auch seit Jahren wegen möglicher Radikalisierung in einer Datenbank erfasst. 2016 und 2017 wurde er deshalb sogar überprüft - in welcher Form, war zunächst nicht bekannt. Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins sagte, dabei hätten sich keine Anzeichen für die Vermutung ergeben, dass der Mann zu einer Terrortat schreiten könnte.

Der 45-jährige Polizist Arnaud Beltrame, der schwer verletzt worden war, starb in der Nacht zum Samstag. Er hatte sich bei der Geiselnahme in dem Supermarkt freiwillig in die Gewalt des Täters begeben, der dort zuvor schon zwei Menschen getötet hatte. „Indem er sein Leben gegeben hat, um die mörderische Eskapade eines dschihadistischen Terroristen zu stoppen, ist er als Held gefallen“, sagte der französische Präsident Emmanuel Macron. Innenminister Gérard Collomb twitterte: „Frankreich wird niemals sein Heldentum, seine Tapferkeit und sein Opfer vergessen.“

Die Gendarmerie erläuterte auf Anfrage, der Mann habe sich bei Verhandlungen mit dem Täter gegen eine Geisel eintauschen lassen. Unklar sei noch, ob die anderen Geiseln zum gleichen Zeitpunkt gehen konnten oder möglicherweise schon kurz vorher - jedenfalls war der Polizist am Ende alleine mit dem Täter im Supermarkt.

Der Beamte hatte laut Collomb sein Telefon mit einer offenen Verbindung auf einem Tisch liegen lassen. So hätten die Einsatzkräfte hören können, was sich im Supermarkt abgespielt habe. Der Mann wurde lebensgefährlich verletzt, als der Angreifer unter noch nicht ganz geklärten Umständen auf ihn schoss - daraufhin stürmte die Polizei das Gebäude und erschoss den Terroristen Radouane L. Auch zwei weitere Beamte wurden bei dem Zugriff verletzt.

Bei einer Hausdurchsuchung in der Wohnung des Täters fanden Ermittler erste Hinweise auf die Terrormiliz IS. Dabei handelt es sich um digitale Datenträger und handschriftliche Aussagen mit Anspielungen auf den IS, wie der Deutschen Presse-Agentur in Paris aus Justizkreisen bestätigt wurde. Das Geschriebene würde an ein Testament erinnern.

Die Ermittler wollen nun die Hintergründe aufklären - insbesondere, ob der Angreifer Mitwisser oder Unterstützer hatte. Auch die Herkunft seiner Waffe soll untersucht werden.

Vor der Supermarkt-Attacke hatte der Mann einige Kilometer entfernt in Carcassonne bereits einen Menschen getötet und einen weiteren schwer verletzt. Anschließend schoss er auf Bereitschaftspolizisten, die gerade vom Joggen in ihre Kaserne zurückkamen, und verletzte einen von ihnen an der Schulter. Danach fuhr er nach Trèbes und betrat den Supermarkt.

Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge. Vor allem die schweren Attacken von Paris 2015 und Nizza 2016 hatten das Land schwer erschüttert.

Macron sagte, die terroristische Bedrohung komme inzwischen vor allem von innen - von Menschen, die sich selbst radikalisiert hätten. Frankreich befinde sich aber nicht mehr in einer solchen Lage wie noch vor zwei oder drei Jahren, als Anschläge in Frankreich vom irakisch-syrischen Kriegsgebiet aus gesteuert worden seien. Dies war nach Darstellung der Ermittler bei den Pariser Terroranschlägen vom 13. November 2015 der Fall.