Nahostkonflikt: Annäherung beim Fastenbrechen
Das erste Gespräch zwischen Palästinensern und Israelis verlief gut. Aber die Probleme sind gewaltig.
Washington. Einträchtig hingen die Flaggen Israels und der Palästinenser nebeneinander, daneben die Stars and Stripes der USA. US-Außenminister John Kerry hatte die Unterhändler beider Seiten in den Thomas Jefferson-Saal des Ministeriums zum Dinner geladen. Bei den ersten direkten Gesprächen seit 2010 soll es um den Fahrplan für die vereinbarten Friedensverhandlungen gehen. Das vielen als illusionär erscheinende Fernziel ist Frieden. Dafür müssen die Palästinenser einen Staat bekommen, der friedlich neben dem jüdischen Israel gedeihen kann.
Ob das gemeinsame Fastenbrechen während des islamischen Fastenmonats Ramadan Symbol für ein Ende der Durststrecke auf dem Weg zum Frieden ist, wird sich zeigen. Israels Justizministerin Zipi Livni und der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat sprachen eineinhalb Stunden miteinander. Über den Inhalt der Tischgespräche wahrten sie wie auch Gastgeber Kerry Stillschweigen.
Mit am Tisch auch der Gesandte von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Izcha Molcho, und Erekats Vize Mohammed Schtajeh, der nach Berichten eifrig Notizen in ein kleines schwarzes Büchlein eintrug.
Auch der frisch bestellte US-Vermittler für die auf mindestens neun Monate angelegten Gespräche, Martin Indyk, war dabei. Er sagte: „Vielleicht werden wir ja doch noch in der Lage sein, allen jenen jungen Israelis und Palästinensern, die sich nach einem besseren Morgen sehnen, zu sagen, wir haben es tatsächlich geschafft.“
Fraglich ist, ob die Jungen und die Älteren und vor allem die Politiker beider Seiten wirklich zu den dafür notwendigen Konzessionen bereit sind. Die Hindernisse auf dem Weg zu einem Friedensvertrag sind gewaltig. Nur einige Stichworte: Die Palästinenser wollen in Ostjerusalem ihre Hauptstadt, Israel aber beansprucht ganz Jerusalem als ewige Hauptstadt für sich. Die Palästinenser wollen ihren Staat in den Grenzen von 1967. Netanjahu meint, diese Grenzen seien nicht zu verteidigen. Die Palästinenser pochen auf ein Rückkehrrecht für 5,3 Millionen Flüchtlinge nach Israel, was die Juden zur Minderheit im eigenen Land machen würde.
Angesichts dieser Fallstricke könnten die USA ein Interimsabkommen im Sinn haben, schrieb die „New York Times“. Die Spekulation lautet: eine Einigung auf Grenzen und Sicherheitsgarantien ja, Jerusalemfrage und Schicksal der Flüchtlinge später oder nie.