Neue Probleme mit Filtersystem in Fukushima
Tokio (dpa) - Die Pannen in der Atomruine Fukushima reißen nicht ab. Nach einem erneuten Leck rügte die Atomaufsicht den Betreiber Tepco abermals für seinen Umgang mit den riesigen Wassermassen. Derweil sorgt eine wichtige Filteranlage für weitere Probleme.
Tepcos Fähigkeit, die Lage vor Ort zu handhaben, habe sich „deutlich verschlechtert“, sagte Katsuhiko Ikeda von der Atomaufsichtsbehörde bei einem Treffen mit Tepco-Chef Naomi Hirose. Falls nötig müsse Tepco Arbeitskräfte aus seinen anderen Atomkraftwerken hinzuziehen, forderte Ikeda. Unterdessen fiel in der Atomruine erneut ein Filtersystem für stark verseuchtes Wasser aus.
Tepco-Chef Hirose entschuldigte sich und sagte einmal mehr zu, alles zu tun, um die Probleme mit den täglich zunehmenden Wassermassen in den Griff zu bekommen. Am Vortag war erneut bei einem hastig zusammengebauten Metalltank hoch verseuchtes Wasser übergelaufen. Aus einem anderen Tank waren kürzlich 300 Tonnen durch defekte Kunstharzabdichtungen gesickert. Tepco lagert mehr als 300 000 Tonnen Wasser auf dem Gelände. Es stammt aus der Kühlung der beim Erdbeben und Tsunami 2011 beschädigten Reaktoren. Zusätzlich sickert täglich Grundwasser ein und mischt sich dort mit dem Kühlwasser.
Daher pumpt Tepco ständig Wasser ab und lagert es in mittlerweile rund 1000 Tanks, die jedoch bald nicht mehr ausreichen. Um die Grundwasserproblematik in den Griff zu bekommen, hat Tepco ein Filtersystem installiert, das jedoch ständig Probleme bereitet. Am Freitag fiel es erneut aus. Ein Leck sei aber nicht festgestellt worden, erklärte Tepco.
Das System namens Alps (advanced liquid processing system) kann 62 Nuklide mit Ausnahme von Tritium herausfiltern. Nach einer ersten Panne im Juni wegen Korrosion wurde erst vor wenigen Tagen wieder der Testbetrieb aufgenommen. Auch dabei traten aber Probleme auf. Dem System kommt eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der Wassermassen auf dem AKW-Gelände zu.
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA teilte in Wien mit, dass noch diesen Monat eine internationale Expertengruppe nach Fukushima reisen werde. Die 16 Spezialisten werden von 14. bis zum 21. Oktober in Japan sein. Die Experten sollen sich ein Bild von der Sanierung der Schäden rund um die havarierte Atomanlage machen. Das Team werde auf Anfrage der japanischen Regierung entsandt, so die IAEA.
Ministerpräsident Shinzo Abe will das Problem mit dem auslaufenden Wasser zu einem Top-Thema auf einer außerordentlichen Parlamentssitzung im Herbst machen. „Wir müssen das mit aller Kraft angehen“, sagte Abe. Die IAEA betrachtet dies als „Angelegenheit von höchster Priorität, die dringend gelöst werden muss“. Angesichts der horrenden Kosten erhält Tepco vom Staat Steuergelder. Dennoch lassen der Atomkonzern und ein anderer Betreiber weiter Geld an die nordöstliche Gemeinde Rokkasho fließen, weil Tepco dort seit längerem zwei neue Atomkraftwerke bauen will, wie die Nachrichtenagentur Kyodo am Freitag berichtete.