Nigeria: Hunderte Tote nach Boko-Haram-Angriff

Abuja (dpa) - Der Tod Hunderter Zivilisten bei Angriffen der radikalislamischen Terrororganisation Boko Haram im Nordosten Nigerias ist nach Einschätzung von Amnesty International der wohl bislang schlimmste Terrorakt in dem westafrikanischen Land.

Nigeria ist immer wieder Ziel von Anschlägen der Terrorgruppe Boko Haram. Am 22. Dezember 2014 explodierte in Gombe, Nigeria eine Bombe. Mindestens 20 Menschen starben und 18 wurden schwer verletzt.

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Die Angriffe rund um die Staat Baga im Bundesstaat Borno „markieren eine verstörende und blutige Eskalation der andauernden Angriffe Boko Harams auf die Zivilbevölkerung“, sagte Daniel Eyre, der Nigeria-Experte der Menschenrechtsorganisation, in einer Pressemitteilung.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk teilte mit, etwa 7300 Flüchtlinge seien allein in den vergangenen zehn Tagen im benachbarten Tschad angekommen, um sich vor den Kämpfen rund um Baga in Sicherheit zu bringen. Insgesamt sind in Nigeria laut UNHCR rund 650 000 Menschen wegen des Boko-Haram-Terrors in andere Landesteile geflohen, Zehntausende suchten im Laufe der vergangenen Monate in Nachbarländern Zuflucht.

Nach Angaben örtlicher Regierungsvertreter wurden bei den Kämpfen seit Mittwoch Dutzende Dörfer zerstört, Hunderte Menschen kamen demnach ums Leben. Unter den Opfern seien vor allem ältere Menschen, Frauen und Kinder. Die Zentralregierung in Abuja räumte nur ein, dass es in dem Gebiet in den vergangenen Tagen intensive Gefechte gegeben habe. „Die brutalen und hinterhältigen Angriffe von Boko Haram stehen nicht für die Menschen Nigerias und für keine Religion“, hieß es in einer Pressemitteilung. Die Streitkräfte würden jeden Zentimeter Land zurückerobern und die Täter zur Strecke bringen, hieß es weiter.

Staatschef Goodluck Jonathan begann unterdessen die heiße Phase des Präsidentschaftswahlkampfs vor der Abstimmung am 14. Februar.

Boko Haram hatte Baga schon am vergangenen Samstag angegriffen, eine Militärbasis überrannt und Teile der Stadt niedergebrannt. Der Bezirksvorsteher von Baga, Alhaji Baba Abba Hassan, sagte der Zeitung „Daily Trust“, die Boko-Haram-Kämpfer gingen seither „von Haus zu Haus, sie suchen nach Leuten und töten die, die Pech haben.“

In der umkämpften Region funktionieren Telefonverbindungen nur noch sehr eingeschränkt, weshalb Informationen häufig erst spät und ungenau nach außen dringen.

Boko Haram will im Norden Nigerias und in den angrenzenden Gebieten Kameruns und des Tschads einen Gottesstaat errichten. Bei Terroranschlägen der sunnitischen Organisation sind in dem ölreichen westafrikanischen Staat allein im vergangenen Jahr Tausende Menschen getötet worden.