Nordkorea demonstriert Stärke

Nach dem dritten Atomtest gehen Experten in Südkorea davon aus, dass das Land in Kürze über Nuklearwaffen verfügen wird.

Seoul. Nordkoreas Antwort auf die Ausweitung der internationalen Sanktionen ließ nicht lange auf sich warten. Am Dienstag vermeldeten die Staatsmedien den dritten Atomtest des Landes.

Im Streit um sein Kernwaffenprogramm gibt sich Pjöngjang nach Ansicht von Beobachtern aggressiv. Die Folgen gelten als unabsehbar. Das Land ist ohnehin schon weitgehend isoliert. Eine weitere Verschärfung der Strafmaßnahmen oder gar eine Handelsblockade als Reaktion auf den Atomtest könnte eine neue Spirale der Eskalation in Gang setzen.

Ganz unerwartet kam der dritte unterirdische Nukleartest in dem kommunistischen Land seit Oktober 2006 nicht. Wie schon vor dem zweiten Test im Mai 2009 hatte das Regime in Pjöngjang den Schritt aus Verärgerung über die Kritik des Weltsicherheitsrats an einem Raketenstart des Landes angedroht.

„Nordkorea verfolgt seit zwei Jahrzehnten eine aggressive „Wie-du-mir-so-ich-dir-Strategie“, ist der Experte Park Young Ho vom staatlichen Korea-Institut für Nationale Vereinigung in Seoul überzeugt. Jede gegen das Land gerichtete Aktion soll mit einer gleichwertigen Handlung zurückgezahlt werden.

Die Regierung in Seoul hatte Nordkorea gewarnt, dass es bei einem neuen Atomtest mit weitaus härteren Strafmaßnahmen rechnen müsse. Wie schon früher hatte Pjöngjang mit militärischer Gewalt gedroht, sollte Seoul den jüngsten Sanktionsbeschluss umsetzen. Das Säbelrasseln sei unverständlich, weil mit Südkoreas neuer Präsidentin Park Geun Hye eine Annäherung in den Beziehungen aus Südkorea, zu erwarten war, sagt ein Diplomat.

Erneut hat Pjöngjang nun seine höchste Trumpfkarte im Poker um sein Atomprogramm hervorgeholt. Die nukleare Aufrüstung wird mit einer angeblichen Bedrohung durch die USA gerechtfertigt. Südkorea erwartet weitere Tests von Mittel- und Langstreckenraketen im Nachbarland. Auch ein weiterer Atomtest wird nicht ausgeschlossen.

Zwar nimmt Südkorea an, dass Nordkorea noch nicht so weit ist, einen Atomsprengkopf zu bauen, der sich auf eine Rakete montieren lässt. Doch warnen Beobachter, dass Nordkorea mit jedem Test diesem Ziel näher komme. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bevor das verarmte Land Raketen hat, die Nuklearwaffen bis zum Festland der USA tragen können“, kommentierte die südkoreanische Zeitung „The Korea Times“.