Nordkorea: Einsatzbereitschaft für Atomwaffen angeordnet
Seoul (dpa) - Neue Drohgebärden des Regimes in Pjöngjang: Im Streit um das Atomprogramm Nordkoreas hat Machthaber Kim Jong Un den staatlichen Medien zufolge die sofortige Einsatzbereitschaft von Nuklearwaffen angeordnet.
Zudem solle sich das Militär für Präventivschläge gegen Feinde bereithalten. Das Land befinde sich in einer äußerst bedrohlichen Lage, wurde Kim zitiert. Es sei notwendig, „dass die atomaren Sprengköpfe zur Verteidigung jederzeit bereit sind, um sie jeden Moment abzufeuern“.
Nur wenige Stunden später wies das kommunistische Regime in einer Erklärung die Verhängung der bisher schärfsten UN-Sanktionen gegen Nordkorea in dieser Woche als Provokation zurück und drohte mit harten Gegenmaßnahmen. Südkorea und die USA setzten in Seoul eine Arbeitsgruppe ein, die über die mögliche Verlegung eines US-Raketenabwehrsystems in den Süden der koreanischen Halbinsel verhandeln soll.
Die Verschärfung des Tons durch das kommunistische Regime war nach dem Sanktionsbeschlusses des UN-Sicherheitsrats erwartet worden. Ein Sprecher des südkoreanischen Vereinigungsministeriums nannte Kims Äußerungen wenig hilfreich. Dieser habe womöglich damit beabsichtigt, angesichts der neuen Sanktionen die innere Einheit des Landes zu stärken.
Mit der Verabschiedung der Resolution 2270 hatte das mächtigste UN-Gremium am Mittwoch auf Nordkoreas Atomtest im Januar - den insgesamt vierten des Landes - und auf einen ebenfalls umstrittenen Raketenstart im Februar reagiert.
Nordkoreas Machthaber unterstellte den USA, sein Land angreifen zu wollen und eine „Enthauptungsoperation“ zu planen. „Der einzige Weg zur Verteidigung der Souveränität unseres Volkes und seines Existenzrechts in der jetzigen Extremsituation ist, die atomare Streitmacht in Qualität und Quantität auszubauen“, wurde Kim weiter zitiert. Er äußerte sich demnach, als er einer Schießübung für neu entwickelte Mehrfachraketenwerfer beiwohnte.
Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums hatte Nordkoreas Militär am Donnerstag an der Ostküste sechs Kurzstreckenraketen in Richtung offenes Meer abgefeuert. Der Abschuss wurde von Beobachtern auch als Zeichen des Protests gegen den UN-Resolutionsbeschluss gesehen.
Die Resolution sieht unter anderem zwingende Kontrollen aller Frachtlieferungen von und nach Nordkorea vor. Die Sanktionen, die die USA und Nordkoreas traditioneller Verbündeter China ausgehandelt hatten, sollen Nordkorea von Devisenquellen abschneiden, durch die das Land sein Atomprogramm finanziert.
Die Maßnahmen Nordkoreas gegen die Resolution würden „verschiedene Mittel und Methoden umfassen einschließlich harter und gnadenloser physischer Gegenaktionen“, hieß es in einer Erklärung Pjöngjangs. Dem Sicherheitsrat wurde vorgeworfen, ein „verbrecherisches Dokument“ fabriziert und „nach der Musik der USA und anderer Großmächte“ getanzt zu haben.
Washington und Seoul wollen über die Möglichkeit diskutieren, ein mobiles, landgestütztes Abwehrsystem der USA früh nach Südkorea verlegen zu können. Das System soll Südkorea und die in dem Land stationierten US-Truppen vor nordkoreanischen Raketen schützen. Die Diskussionen dürften aber vor allem China und Russland beunruhigen, die solche US-Abfangraketen nicht in ihrer Nachbarschaft haben wollen.