Nordkoreas Machthaber Kim in Russland eingetroffen

Moskau/Seoul (dpa) - Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il ist in einem gepanzerten Sonderzug zu einem nicht angekündigten Besuch in Russland eingetroffen. Im Mittelpunkt der etwa einwöchigen Reise stünden politische Gespräche mit Präsident Dmitri Medwedew, teilte der Kreml mit.

Russland und Südkorea verhandeln derzeit mit dem kommunistischen Nachbarn über einen wichtigen Korridor für eine Gaspipeline. Beobachter erwarten, dass beim ersten Russland-Besuch Kims seit 2002 auch das umstrittene nordkoreanische Atomwaffenprogramm zur Sprache kommt.

Das Treffen mit Medwedew könnte unbestätigten Berichten zufolge am Dienstag in der sibirischen Stadt Ulan Ude rund 4400 Kilometer östlich von Moskau stattfinden. „Der Besuch ist ein Signal, dass Kim gesprächsbereit ist“, sagte der russische Politologe Alexej Makarkin. Allerdings finde die Reise zu einem Zeitpunkt statt, da der Militärführer seine Nachfolge regelt. „Und vor einer möglichen Machtübergabe an Kims Sohn Kim Jong Un wird es kaum große Zugeständnisse geben“, sagte Makarkin.

Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen habe Kims Zug am Morgen bei Chassan im Fernen Osten des Landes die Grenze überquert, berichtete der Moskauer Fernsehsender NTW. Die Führung der Region Primorje sei erst kurz zuvor informiert worden. Kim werde zunächst in Ussurijsk erwartet, berichtete die südkoreanische Agentur Yonhap unter Berufung auf Regierungskreise in Seoul. In der Stadt bei Wladiwostok wolle er einen Staudamm besichtigen. Eine Reise in den europäischen Teil Russlands sei ebenso wenig geplant wie ein Treffen mit Regierungschef Wladimir Putin, hieß es.

Moskau hatte Pjöngjang vor kurzem eine Lieferung von 50 000 Tonnen Getreidehilfe zugesagt. Nordkorea kämpft mit schwerem Hochwasser, das in dem verarmten Land die Lebensmittelknappheit noch verstärkt hat. Zudem machen dem Regime die internationalen Sanktionen gegen sein Atomprogramm zu schaffen. Traditionell hegt das abgeschottete Land engere Beziehungen zum kommunistischen China als zu Russland. Kim hatte im Mai zum dritten Mal innerhalb eines Jahres China besucht. Dabei hatte er sich vor allem über die marktwirtschaftliche Entwicklung des boomenden Nachbarn informiert.