Nordkoreas Machthaber will "radikalen Umschwung"
Seoul (dpa) - Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat die Verbesserung der Lebensbedingungen im Land zum obersten Ziel im neuen Jahr erklärt und zum Ende der Feindschaft zu Südkorea aufgerufen. 2013 werde ein Jahr „großer Schöpfungen und Veränderungen sein, die einen radikalen Umschwung bewirken“.
Das versprach Kim am Dienstag in der ersten Neujahrsansprache eines Herrschers des kommunistischen Landes seit 19 Jahren.
Das Ende der Landesteilung und die Wiedervereinigung seien eine wichtige Aufgabe, „um die Konfrontation zwischen Nord- und Süd zu beenden“, sagte Kim in der vom Staatsfernsehen gezeigten Rede. Konkrete Vorschläge machte Kim nicht. Vielmehr bekräftigte er die Forderung Pjöngjangs, die Abkommen von den bisher einzigen beiden gesamtkoreanischen Gipfeltreffen 2000 und 2007 umzusetzen. Kim nannte die Abkommen „große Wiedervereinigungsprogramme“. Zugleich betonte er, dass es nötig sei für Nordkorea, bessere Waffen zu entwickeln und die militärische Stärke auszubauen.
Die Rede wurde von Beobachtern als mögliches Annäherungssignal für Südkoreas künftige Präsidentin Park Geun Hye gewertet. Park, die im Februar das Amt von Präsident Lee Myung Bak übernimmt, will stärker auf den isolierten Nachbarstaat zugehen. Allerdings verlangt sie von Nordkorea den Verzicht auf sein umstrittenes Atomprogramm.
Südkoreas Vereinigungsministerium reagierte zurückhaltend auf Kims Rede. Diese sei weitgehend auf der Linie der bisherigen Politik, die Vorrangstellung des Militärs zu verteidigen. Beide koreanische Staaten befinden sich seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950-53) völkerrechtlich noch immer im Kriegszustand.
Kim Jong Un forderte einen radikalen Wechsel, der Nordkorea zu einem „wirtschaftlichen Riesen“ machen und den Lebensstandard der Menschen anheben solle. Die Landwirtschaft und Leichtindustrie stünden dabei im Zentrum. Das verarmte, aber hochgerüstete Land ist seit Jahren auf Hilfe von außen angewiesen.
Der erfolgreiche Start einer Weltraumrakete in Nordkorea im Dezember soll dabei laut Kim als Ansporn für die Anstrengungen der Menschen dienen. Die USA, Südkorea und andere Staaten sehen in dem Start am 12. Dezember einen verdeckten Test für die Entwicklung von Interkontinentalraketen, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können. Nordkorea spricht von einem Satellitenstart zu friedlichen Zwecken.
Kim knüpfte an die Gepflogenheit seines Großvaters Kim Il Sung an, zum neuen Jahr eine Ansprache zu halten. Der als Staatsgründer verehrte Diktator starb 1994. Dessen Sohn und Nachfolger Kim Jong Il hatte so gut wie nie öffentliche Reden gehalten. Unter seiner Herrschaft waren die Ziele für das neue Jahr in einem Leitartikel der offiziellen Zeitungen umrissen worden. Nach seinem Tod vor einem Jahr war sein Sohn zum neuen Machthaber ausgerufen worden.