OECD fürchtet um Klimaziel von zwei Grad
Paris/Bonn (dpa) - Die bisherige Klimapolitik reicht nach Berechnungen der OECD nicht aus für eine Begrenzung der Erderwärmung auf maximal zwei Grad.
Deswegen müsse die Reduzierung von klimaschädlichen Emissionen deutlich beschleunigt werden, heißt es in einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Während der Klimakonferenz COP 21 der Vereinten Nationen Ende des Jahres in Paris wollen die mehr als 190 beteiligten Länder beschließen, die Erderwärmung im Vergleich zur Temperatur vor Beginn des Industriezeitalters auf zwei Grad zu begrenzen.
OECD-Klimaexpertin Mikaela Rambali analysierte für die Studie die Umsetzung der Klimapolitik in den 34 OECD-Staaten sowie von zehn Partnerländern der Organisation, darunter China, Russland, Brasilien und Indien sowie die Europäische Union als ganzes. Laut Rambali müssten die Emissionen von Treibhausgasen auf Basis des Jahres 2010 bis 2050 um 40 bis 70 Prozent reduziert werden, um das Klimaziel einer Erderwärmung um weniger als zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu erreichen.
Der Anstieg der Emissionen seit den 1990er Jahren ist laut Studie zunächst durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gestoppt worden. Allerdings hat sich die Kurve mit Erholung der weltweiten Konjunktur und nach dem Atomunfall im Reaktor von Fukushima wieder umgekehrt. Immer noch setzen viele der untersuchten Länder auf fossile Brennstoffe bei der Energiegewinnung. Im Jahr 2012 produzierten sie 45 Prozent ihres Stroms auf Basis von Kohle, bei deren Verbrennung besonders viel vom Treibhausgas Kohlendioxid anfällt.
So habe etwa der geplante Atomausstieg in Deutschland zu mehr Kohleverbrauch geführt, stellt die Studie fest. Im Vergleich kann die Bundesrepublik aber auf bessere Trends als andere Länder verweisen: Während der OECD-Schnitt beim Ausstoß von Treibhausgasen im Jahr 2012 bei gut 105 Prozent des Wertes von 1990 lag, kommt Deutschland auf einen auf 75,2 Prozent.
Gleichzeitig bescheinigt die OECD einigen Ländern Fortschritte beim Abbau der umstrittenen Kohlesubventionen. Aus Sicht der Organisation ist der Preis der Kohle von aktuell etwa 40 Dollar pro Tonne jedoch zu niedrig als Anreiz für rasche Veränderungen, „aber 100 Dollar pro Tonne sind nicht durchsetzbar“.
Die OECD fordert Reformen bei der Besteuerung des Treibhausgasausstoßes, um die Gesamtemissionen zu reduzieren. In bisher 15 Ländern ist eine Steuer auf Kohlendioxid geplant oder bereits umgesetzt. Mehr Geld soll in Forschung und Entwicklung fließen. „Wir brauchen neue Technologien, und die vorhandenen müssen billiger werden“, urteilte die OECD. Fortschritte werden auch bei der Land- und Forstwirtschaft gesehen, dort sei die Umsetzung aber besonders schwierig, weil die notwendigen Technologien extrem teuer sind.