Oslo erschwert Kunstdüngerkauf - Attentäter überwacht
Oslo (dpa) - Nach dem Bombenanschlag in Oslo wird der Einkauf von Kunstdünger in Norwegen erschwert. Wie die landwirtschaftliche Einkaufszentrale Felleskjøpet in Oslo am Dienstag nach Angaben der Nachrichtenagentur NTB mitteilte, wird ab sofort Kunstdünger nur noch an namentlich registrierte Käufer abgegeben.
Der rechtsradikale Islamhasser Anders Behring Breivik hatte bei Felleskjøpet sechs Tonnen Kunstdünger zur Herstellung des Sprengstoffes für seinen Anschlag eingekauft.
Am Wochenende hatte die norwegische Supermarktkette Coop das Computerspiel World of Warcraft und andere von Breivik gespielte PC-Gewaltspiele aus ihrem Sortiment genommen. Der Attentäter hatte in seinem „Manifest“ geschildert, dass er diese Spiele auch als konkrete Vorbereitung auf das Massaker auf der Insel Utøya genutzt habe. Im Sommerlager der sozialdemokratischen Jugendorganisation AUF hatte der 32-Jährige 69 Menschen getötet, die meisten von ihnen Teenager.
Nach Medienangaben von Dienstag wird Breivik aus Sorge vor möglichen Vergeltungsanschlägen, Flucht und Selbstmordversuchen extrem stark überwacht. Wie die Zeitung „VG“ in ihrer Online-Ausgabe berichtet, lässt die Gefängnisleitung der Haftanstalt Ila bei Sandnes westlich von Oslo sogar das gesamte Essen für Breivik auf Gift untersuchen.
Gefängnisdirektor Knut Bjarkheid bestätigte „VG“, dass der geständige Massenmörder „mehrfach innerhalb einer Stunde“ in seiner Einzelzelle in Augenschein genommen werde. Weitere Einzelheiten wollte er nicht mitteilen: „Aber wir haben an alle möglichen Gefahren gedacht.“
Breiviks Anwalt Geir Lippestad sagte der Osloer Zeitung „Dagens Næringsliv“, dass der Attentäter für die Untersuchung seiner Zurechnungsfähigkeit Psychiater aus Japan verlangt habe. „Er glaubt, dass Japaner ihn besser verstehen als Europäer“, sagte Lippestad. Sein Mandant wolle sich aber nicht der nächste Woche beginnenden Untersuchung durch zwei norwegische Psychiater widersetzen.
Die Reihe der Begräbnisse für die 77 Opfer aus ganz Norwegen wurde am Dienstag fortgesetzt. Ministerpräsident Jens Stoltenberg nahm an der Beisetzung der 18-jährigen Muslimin Mona Abdinur auf dem Høybråten-Friedhof in Oslo teil. Sie gehörte zu Opfern bei dem Massaker auf Utøya.