Papst ernennt zwei deutsche Kardinäle
Rom (dpa) - Benedikt XVI. hat in einer feierlichen Zeremonie im Petersdom 24 neue Kardinäle ernannt, unter ihnen die beiden Deutschen Reinhard Marx und Walter Brandmüller.
Der Papst hatte das ihn beratende Kardinalskollegium für Samstag zu einem Konsistorium genannten Treffen eingeladen, um in diesem Kreis die 24 Kirchenmänner zu hochrangigen Purpurträgern zu erheben. Nach seiner Predigt überreichte Benedikt seinen neuen Spitzenberatern das Birett, die rote Kopfbedeckung, und ihr Ernennungsdekret. Diese knieten dafür vor dem Pontifex nieder.
Traditionell bekamen die 24 auch eine römische Titelkirche zugewiesen, was ihre Verbundenheit mit dem Papst betonen soll. Am Sonntag erhalten sie von Benedikt noch ihren Kardinalsring. Mit dem Erzbischof von München und Freising, Marx (57), und dem ehemaligen vatikanischen Chefhistoriker Brandmüller (81) steigt die Zahl der deutschen Kardinäle auf acht. Sechs davon dürfen einen Papst mitwählen. Mit den 24 neuen Ernennungen gibt es nun 203 Kardinäle. 20 der frisch Ernannten sind unter 80 Jahre alt und damit Papstwähler.
Stolz und erfreut zeigten sich Bayern Ministerpräsident Horst Seehofer und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch. Kardinal Marx sei ein Mann der klaren Worte auch dann, wenn die Zeiten schwierig seien, erklärte Zollitsch. „Dem Sozialen verleiht er nicht nur eine Stimme, er ist die Stimme des Sozialen.“ Zollitsch geht davon aus, dass Anliegen der katholischen Kirche nun noch besser in Rom gehört werden und forderte dazu auf, jetzt ganz besonders auf den Papst zu schauen. Denn um seinen vielfachen Dienst ausüben zu können, brauche dieser Kardinäle, die ihn unterstützten.
„Mein lieber Gott, waren das jetzt beeindruckende Stunden“, sagte Seehofer zu dem Erlebnis des Konsistoriums. Auch er würdigte den aus Westfalen stammenden Münchner Erzbischof als den Mann der deutlichen Worte, der somit gut zu den Bayern passe.
„Jede Ernennung ist auch eine Herausforderung“, meinte der frisch ernannte Marx zu seiner neuen Aufgabe, die er als Jüngster in dem Kollegium übernimmt. „Wenn der Heilige Vater besondere Aufgaben hat, stehen wir ihm zur Verfügung“, betonte er. Er hatte bei der Ernennung starken Beifall einer bayerischen Delegation erhalten.
Als dritter Deutschsprachiger wurde der Schweizer Kurt Koch Kardinal, den Benedikt aus Basel an die Spitze des päpstlichen Ökumene-Rates geholt hat. Diesen Rat leitet immer ein Purpurträger.
In dem gesteckt vollen Petersdom gaben die Hunderte von Kardinälen und Bischöfen mit ihren Gewändern ein farbenprächtiges Bild ab. Trotz strömenden Regens hatten sich auch auf dem Petersplatz vor dem Dom zahllose Gläubige für diese Zeremonie versammelt. Es ist das dritte Konsistorium Benedikts.
Der Papst erklärte den neuen Kardinälen, dass in der Kirche keiner der Herrscher sei, sondern alle aufgerufen und eingeladen seien, sich von der göttlichen Gnade führen zu lassen. Wenn - wie bei Kardinälen - jemand in der Kirche Führungsaufgaben übernehme, dann gehe es nicht um die Logik des Herrschens und der Macht nach menschlichen Maßstäben, „sondern um die Logik des Dienens“, mahnte sie der Papst.