Ansprache an Mitarbeiter Papst kritisiert „Verräter“ in der römischen Kurie

Rom (dpa) - Papst Franziskus hat „Verräter“ in der römischen Kurie kritisiert und „Ehrgeiz und Ruhmessucht“ unter den Mitarbeitern angeprangert.

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In seiner traditionellen Weihnachtsansprache an die Leitungsebene der katholischen Kirche beschwerte sich der Pontifex auch über ehemalige Mitarbeiter, die sich als „Märtyrer“ darstellten statt ihre Schuld einzuräumen. Über sein mühsames Reformvorhaben sagte er im Vatikan vor Kardinälen, Bischöfen und Priestern: „In Rom Reformen zu machen, ist wie die ägyptische Sphinx mit einer Zahnbürste zu putzen.“

Es sei sehr wichtig, eine „unausgeglichene und degenerierte Logik der Komplotte und der kleinen Gruppen“ zu überwinden, „die in Wirklichkeit ein Krebsgeschwür darstellen, das zur Selbstbezogenheit führt“, sagte der 81 Jahre alte Papst. Die Mitarbeiter der Kurie müssten als „Sendeantennen“ funktionieren, um „treu den Willen des Papstes und der Vorgesetzten“ zu verbreiten.

„Erlaubt mir, ein paar Worte über eine andere Gefahr zu sagen. Die der Verräter des Vertrauens oder der Ausnützer der Mütterlichkeit der Kirche“, sagte das Katholiken-Oberhaupt. Er nannte „Personen, die sorgfältig ausgewählt werden, um der Reform größere Kraft zu geben, aber die Größe ihrer Verantwortung nicht verstehen und sich von Ehrgeiz und Ruhmessucht korrumpieren lassen“. „Und wenn sie sanft aus ihrem Amt entfernt werden, erklären sie sich zu Märtyrern des Systems, des „schlecht informierten Papstes“ und einer „alten Garde“, anstatt „mea culpa“ zu sagen.“

In diesem Jahr hatten immer wieder Ex-Mitarbeiter der Kurie von Intrigen im Vatikan berichtet. Auch der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller lauschte nun der Ansprache: Der Papst hatte im Juli dessen Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation überraschend nicht verlängert. Müller hatte in Interviews unter anderem Franziskus kritisiert. Am Donnerstag reichte es dann nach der Rede nur für einen kurzen Handschlag mit dem Pontifex, während andere Kardinäle offensichtlich mehr Gesprächsbedarf mit Franziskus hatten.

Franziskus hatte bereits in den Vorjahren die Ansprachen vor der Kurie zu harscher Kritik an den Verwaltungsorganen genutzt. 2014 zum Beispiel diagnostizierte der Argentinier der Kurie 15 Krankheiten, darunter „spirituellen Alzheimer“, Größenwahn, Scheinheiligkeit und Geschwätzigkeit. Franziskus predigt immer wieder eine „arme Kirche für die Armen“ und prangert Verschwendungssucht an.

Seine Ansprache in diesem Jahr fokussierte sich eigentlich auf die Wichtigkeit der diplomatischen Beziehungen des Vatikans und das Verhältnis zu anderen Religionen. Doch wurde das durch die Kurienkritik einigermaßen übertönt.

Inner- und außerhalb des Vatikans verschaffen sich immer wieder Gegner von Franziskus' Reformkurs lautstark Gehör. Vier Kardinäle, darunter der deutsche Walter Brandmüller und der mittlerweile verstorbene Kardinal Joachim Meisner, hatten in einem offenen Brief Aufklärung vom Papst über dessen Familienschreiben „Amoris Laetitia“ gefordert, in dem der Papst den Weg öffnet, wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten zuzulassen. Zudem gründete sich ein weltweites Netzwerk, das den Papst der Häresie beschuldigt.

Zudem wird beklagt, dass es mit der Reform der Kurie nicht schnell und organisiert genug vorangeht - und das obwohl Franziskus im kommenden März fünf Jahre im Amt ist.