Paris verstärkt Truppen in Mali
Paris/Bamako (dpa) - Frankreich richtet sich wegen des Widerstands der islamistischen Rebellen auf einen längeren Einsatz in Mali ein. Demnächst würden weitere Soldaten in das westafrikanische Land geschickt, kündigte Präsident François Hollande am Dienstag während eines Aufenthalts in Abu Dhabi an.
Nach übereinstimmenden Berichten will Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian bis zu 2500 Soldaten nach Mali schicken. Eine Kolonne von etwa 60 französischen Panzern und Schützenpanzern, die aus der Elfenbeinküste nach Mali verlegt worden war, brach am Nachmittag aus Bamako in das Kampfgebiet auf.
Die Bundesregierung will den Einsatz gegen die Islamisten mit Flugzeugen für den Truppentransport unterstützen. Nach dpa- Informationen wird die Entsendung von vier Transall- Transportmaschinen und einem Airbus-Passagierjet vom Typ A310 geprüft. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sagte am Dienstag in Berlin, Deutschland wolle nicht nur militärisch helfen. Neben der logistischen gehe es auch um medizinische und humanitäre Hilfe.
Kanzlerin Angela Merkel wollte am Mittwoch in Berlin mit dem Vorsitzenden der westafrikanischen Wirtschaftsunion Ecowas, Alassane Ouattara, das weitere Vorgehen gegen die islamistischen Rebellen in Mali besprechen. Mit den deutschen Maschinen sollen Ecowas-Truppen nach Mali transportiert werden.
Mit seinem vom UN-Sicherheitsrat einhellig befürworteten Militäreinsatz will Frankreich verhindern, dass die Rebellen weiter auf die Hauptstadt Bamako vorrücken. „Die Angriffe werden so lange andauern, bis das Ziel erreicht ist“, sagte Hollande. Der französische Einsatz habe das Ziel, eine „Besetzung von ganz Mali durch Terroristen zu verhindern“. Aktuell sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums rund 1700 Soldaten an dem Militäreinsatz beteiligt, davon 800 auf malischem Boden. Die übrigen operieren von französischen Stützpunkten in Afrika aus.
Ein Sprecher der malischen Streitkräfte sagte, Frankreich habe seine Luftangriffe gegen Stellungen der Rebellen in Gao, Kidal und Timbuktu im Norden des Landes fortgesetzt. Nach Angaben des französischen Verteidigungsministers Jean-Yves Le Drian sind gegenwärtig zwölf Kampfflugzeuge vom Typ Rafale und Mirage im Mali-Einsatz. Islamistische Rebellen kontrollierten nach wie vor die umkämpfte Stadt Diabali im Zentrum des Landes, sagte der malische Oberst Diarran Kone. Die Stadt Konna wird nach französischen Angaben ebenfalls weiterhin von den Rebellen kontrolliert.
Die Militärchefs der Mitgliedsländer der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas berieten über die Aufstellung einer rund 3300 Mann starken gemeinsamen Kampftruppe. „Wir sind hier, um unsere Unterstützung der Streitkräfte Malis bei der Befreiung des Nordens zu erneuern“, sagte der Kommandeur der Einsatztruppen, General Soumaila Bakayoko (Elfenbeinküste). Neue Truppenverbände würden in Kürze in Mali eintreffen.
Präsident Hollande geht davon aus, dass bis zum Einsatz der afrikanischen Einheiten in Mali noch „gut eine Woche“ vergehen wird. Länder wie Niger, Burkina Faso, Senegal, Togo, Nigeria und Benin wollen die malische Regierung mit der gemeinsamen Kampftruppe gegen die Aufständischen im Land unterstützen.
Ein Vorauskommando der EU-Militärausbilder für die Streitkräfte Malissoll „in den nächsten Tagen“ in Mali die Arbeit aufnehmen. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sagte im Europaparlament in Straßburg, die rund 200 Militärausbilder sollten „so rasch wie möglich“ mit ihrem Einsatz beginnen. Die EU-Außenminister sollen an diesem Donnerstag bei einer Sondersitzung dem beschleunigten Einsatz zustimmen, der ursprünglich Ende März beginnen sollte. Die Soldaten sollen nicht an Kampfeinsätzen teilnehmen.
Der spanische Verteidigungsminister Pedro Morenés sagte nach einem Treffen mit seinem US-Kollegen Leon Panetta am Dienstagabend in Madrid, Spanien habe seinen Luftraum für französische Flugzeuge freigegeben, die zu Einsätzen nach Mali fliegen. Jede weitere Art der Zusammenarbeit werde Madrid von Beschlüssen des Treffens der EU-Außenminister am Donnerstag in Brüssel abhängig machen.
Die humanitäre Lage in Mali spitzte sich nach Angaben von Helfern durch die jüngsten Kämpfe weiter zu. Seit dem militärischen Eingreifen Frankreichs habe sich die Zahl der innerhalb Malis geflohenen oder vertriebenen Menschen um mehr als 30 000 erhöht, berichtete das UN-Büro zur Nothilfekoordinierung (OCHA). Insgesamt sind seit April 2012 fast 150 000 Menschen in benachbarte Länder geflohen, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Genf mit.