#brusselattacks Pläne zu Brüssel-Anschlag angeblich schon 2015 entdeckt
Athen (dpa) - Die griechische Polizei soll bereits im Januar 2015 in zwei Wohnungen in Athen Pläne entdeckt haben, die auf einen Terroranschlag auf dem Flughafen von Brüssel hindeuteten.
Schon damals seien die belgischen Behörden informiert worden, berichtet der Athener Nachrichtensender Skai unter Berufung auf die griechische Polizei. Unter anderem sei eine Karte des Flughafens von Brüssel gefunden worden. Eine offizielle Erklärung der Polizei dazu gab es zunächst nicht.
Dem Bericht zufolge wurden die Unterlagen in Wohnungen entdeckt, die von Islamisten angemietet worden waren. Nach den Anschlägen von Paris im November habe sich herausgestellt, dass es sich bei einem der Männer um Abdelhamid Abaaoud gehandelt habe, meldete der Sender. Abaaoud gilt als mutmaßlicher Drahtzieher der Pariser Anschläge. Er wurde im November wenige Tage nach Terrorserie bei einem dramatischen Anti-Terror-Einsatz im Pariser Vorort Saint-Denis getötet.
Abaaoud hatte auf seinen Reisen quer durch Europa auch eine Wohnung in Athen gemietet. Die französische Polizei hatte nach seinem Tod eine DNA-Probe des 27 Jahre alten Terroristen an die griechischen Behörden übermittelt. Damals war im Zuge der Ermittlungen in einer anderen Wohnung auch ein 33-jähriger Mann festgenommen worden, den die griechischen Behörden anschließend nach Belgien überstellten.
Nach den Selbstmordanschlägen von Brüssel fahnden unterdessen die Behörden weiter nach Komplizen und Hintermännern. Zuletzt wurden in Belgien, Frankreich und Deutschland fast ein Dutzend Verdächtige festgenommen. Noch flüchtig ist zum Beispiel der dritte Mann mit heller Jacke und Hut, der auf Bildern einer Flughafen-Überwachungskamera mit den beiden mutmaßlichen Selbstmordattentätern zu sehen ist. Außerdem könnte auch der Attentäter in der Metro-Station Maelbeek einen Komplizen gehabt haben.
Bei den Anschlägen am Flughafen und in der Metro wurden am Dienstag 31 Menschen getötet und etwa 300 verletzt. Unter den Toten ist auch eine Frau aus Aachen.
Der französische Präsident François Hollande warnte trotz der Fahndungserfolge bei Polizeiaktionen gegen islamistische Terroristen in Frankreich und Belgien vor einer anhaltenden Bedrohung. Mit den Razzien in Paris und Brüssel werde die für die Terrorattacken in beiden Städten verantwortliche Verbindung zerschlagen, sagte er am Freitag. Gleichzeitig warnte Hollande: „Wir wissen, dass es andere Netzwerke gibt.“
Bundesjustizmister Heiko Maas hält Terroranschläge in Deutschland für möglich. „Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass der internationale Terrorismus eine Dauerschleife um Deutschland herum zieht“, sagte der SPD-Politiker der „Saarbrücker Zeitung“. Die Bundesrepublik sei seit längerer Zeit ein potenzielles Anschlagsziel.
Allein in Belgien gab es bis Freitagnachmittag acht Festnahmen. In Paris wurde ein Mann gefasst und damit nach Regierungsangaben ein Anschlagsplan vereitelt. In Deutschland nahm die Polizei zwei Männer fest, die zum Umfeld der Brüssel-Attentäter gehören könnten. Offiziell bestätigten die Behörden am Freitag zwei Festnahmen in Gießen und im Raum Düsseldorf, wollten sich aber nicht zu Details äußern.
Die Brüsseler Attentäter sollen Verbindungen zu den islamistischen Drahtziehern der Anschläge von Paris und Saint-Denis gehabt haben, bei denen am 13. November 130 Menschen ermordet wurden.
US-Außenminister John Kerry sicherte Belgien und Europa amerikanische Unterstützung im Kampf gegen den Terror zu. „Wir werden jede erforderliche Hilfe leisten, um diese abscheulichen Taten aufzuklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen“, sagte er bei einem kurzfristig angesetzten Besuch in der belgischen Hauptstadt. Als Schlüsselelement für den Kampf gegen den islamistischen Terrorismus nannte Kerry die Zerstörung des sogenannten Islamischen Staates (IS) in Syrien und im Irak.
Die USA haben nach Angaben von Verteidigungsminister Ashton Carter mehrere Top-Terroristen der IS-Miliz getötet. Er gehe davon aus, dass darunter auch der IS-Finanzminister und -Vizechef Abdul Rahman Mustafa al-Kaduli ist, auch bekannt unter dem Namen Hadschi Iman, sagte Carter. „Wir eliminieren systematisch ihr Kabinett“, sagte Carter.
Nähere Angaben zu der Operation, die sich in dieser Woche in Syrien abgespielt haben soll, wollte er mit Hinweis auf den Schutz des Lebens von Soldaten und Informanten nicht machen.
Al-Kaduli zählte zu den meistgesuchten Terroristen der Welt. Er war bis 2012 im Irak inhaftiert und schloss sich dann in Syrien dem Terrornetzwerk Islamischer Staat (IS) an. Vor seiner Haft hatte er dem Terrornetzwerk Al-Kaida im Irak angehört.
Der belgische Premierminister Charles Michel kündigte am Rande eines Gespräches mit Kerry an, Belgien ziehe eine zusätzliche Unterstützung der US-geführten Koalition gegen den IS in Erwägung. Es werde entsprechende Gespräche in der Regierung und im Parlament geben. Nach bisherigen Absprachen wird Belgien im Sommer wieder F-16-Kampfjets für Angriffe gegen den IS im Irak zur Verfügung stellen.