Polizist in Kabul erschießt drei US-Ärzte in Klinik
Kabul (dpa) - Ein afghanischer Polizist hat in einem christlichen Krankenhaus in Kabul drei amerikanische Ärzte erschossen.
Eine amerikanische Ärztin sei bei dem Angriff am Donnerstag zudem verwundet worden, sagte der Polizeichef in der Hauptstadt, Sahir Sahir. Die USA verurteilten den Anschlag als „verabscheuungswürdige und feige“ Tat.
Der Todesschütze sei zur Bewachung des Krankenhauses eingesetzt gewesen, das vor allem Kinder behandelt. Er habe sich anschließend selber in den Bauch geschossen und sei zudem von einem Polizisten angeschossen worden. Der Angreifer sei festgenommen worden.
In Washington sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Caitlin Hayden, die USA würden auch weiterhin in Afghanistan all diejenigen entschlossen unterstützen, die der Gewalt abschwören und sich am Aufbau einer friedlichen Zukunft beteiligen. Ziel sei ein demokratisches und souveränes Afghanistan.
Vor drei Wochen hatte ebenfalls ein afghanischer Polizist die deutsche Fotografin Anja Niedringhaus im Osten des Landes getötet. Der Angreifer soll im Verhör ausgesagt haben, er habe damit einen Nato-Luftangriff auf sein Dorf rächen wollen. Der Angriff vom Donnerstag war der sechste auf ausländische Zivilisten seit Jahresbeginn. Die Taliban äußerten sich zunächst nicht.
Polizeichef Sahir sagte, der Todesschütze vom Donnerstag sei der Polizei vor zwei Jahren beigetreten. „Wir wissen nicht, warum er das Feuer auf die Ausländer eröffnete. Wir untersuchen das.“
Der Sprecher des Innenministeriums, Sedik Sedikki, sagte, die getöteten Ärzte hätten in dem Krankenhaus gearbeitet. Das Gesundheitsministerium teilte dagegen mit, die drei Todesopfer hätten eine Kollegin besucht, die bei dem Angriff verletzt wurde. Die US-Botschaft bestätigte, dass es sich bei den Opfern um Amerikaner handelte.
Das 2005 gegründete Krankenhaus der US-Hilfsorganisation Cure bezeichnet sich selber als eine der führenden medizinischen Einrichtungen Afghanistans. Nach Angaben des Krankenhauses versorgen 27 Ärzte und 64 Krankenschwestern oder Pfleger jährlich rund 37 000 Patienten. Cure nennt als Aufgaben „die Kranken zu heilen und das Königreich Gottes zu verkünden“.
Vor knapp vier Jahren hatten die Taliban im Nordosten Afghanistans zehn Ärzte und Helfer getötet, darunter acht Ausländer. Die Taliban nannten die Opfer „christliche Missionare“, die spioniert und Bibeln verteilt hätten. Unter den Toten war auch eine Deutsche.