Proteste in Afghanistan: Westliche Militärberater getötet

Kabul (dpa) - Bei einem Schusswechsel im afghanischen Innenministerium in Kabul sind zwei westliche Militärberater getötet worden. Medienberichten zufolge soll es sich um hochrangige US-Militärberater handeln.

Vorausgegangen sei ein Streit, sagte ein Mitarbeiter des Ministeriums am Samstag.

Isaf-Sprecher Carsten Jacobson bestätigte der dpa, es gebe zwei Tote in Kabul. Weitere Angaben über die Identität der Opfer könne er nicht machen. Die Nato bestätigte einen Vorfall in Kabul. Über die Nationalität der Opfer machte sie zunächst aber keine Angaben. Aus Vorsicht zog die Nato am Samstag alle ihre Mitarbeiter aus den Ministerien in und um Kabul ab.

Landesweit gingen indessen am fünften Tag infolge die blutigen Proteste gegen die Koranverbrennung durch US-Soldaten weiter. Mindestens vier Demonstranten wurden getötet, dutzende verletzt. Ob der Vorfall im Innenministerium mit den Protesten zusammenhängt, blieb zunächst unklar.

„Anfängliche Berichte deuten darauf hin, dass eine Person seine Waffe auf Mitglieder der Internationalen Schutztruppe Isaf in der Stadt Kabul gerichtet und zwei von ihnen getötet hat“, sagte ein Nato-Sprecher. Das afghanische Innenministerium bestätigte, „zwei internationale Kollegen“ seien im Gebäude getötet worden. Ermittlungen seien bereits im Gange, hieß es weiter.

Afghanische Medien hatten gemeldet, dass die beiden Getöteten Amerikaner seien. Bei dem Schützen handele es sich möglicherweise um einen afghanischen Polizisten, hieß es weiter. Das „Wall Street Journal“ berichtete von zwei „hochrangigen US-Militärberatern“, die bei dem Vorfall in einer hoch gesicherten Kommandozentrale des Ministeriums getötet wurden.

Seit Dienstag sind tausende Menschen in Afghanistan auf die Straße gegangen, um gegen die Verbrennung von Koran-Exemplaren auf der US-Basis Bagram zu protestieren. Mindestens 29 Menschen, darunter zwei US-Soldaten, wurden seither getötet. Die USA hatten die Koranverbrennung als Versehen bezeichnet, und Präsident Barack Obama hatte sich entschuldigt.

Am Samstag versuchte ein Mob, das Büro der Vereinten Nationen und das Polizeihauptquartier in Kundus zu stürmen, sagte Polizeisprecher Sajed Sarwar Hussaini. Das sei ihnen aber nicht gelungen. Ein UN-Mitarbeiter in Kabul gab an, alle Mitarbeiter seien in Sicherheit.

Mindestens vier Demonstranten wurden bei den Protesten in Kundus getötet, mehr als 50 verletzt, darunter Polizisten. Berichte darüber, das UN-Büro sei in Brand gesetzt worden, wies Hussaini zurück. „Sie warfen Steine auf das UN-Büro und das Hauptquartier der Polizei, aber es hat keine Schäden gegeben“, sagte er.

Auch in anderen Teilen des Landes gingen die Koran-Proteste weiter: In der östlichen Provinz Laghman stürmten Demonstranten das Büro des Gouverneurs. „Sie sind in das Gouverneursbüro vorgedrungen, aber es gelang ihnen nicht, es zu verwüsten“, sagte Dschamjatullah Hameedi, Vizegouverneur von Laghman. Der Vorfall habe sich in der Provinzhauptstadt Mehtarlam ereignet. Dort hatte die Nato vor rund einem Jahr die Verantwortung an die Afghanen übergeben. „20 Menschen wurden verletzt. Zwei von ihnen sind in kritischem Zustand.“

Berichte über einen weiteren Toten in der ostafghanischen Provinz Logar südlich von Kabul wurden vom Provinzgouverneur zurückgewiesen.

Auf einer Militärbasis im Nordwesten des Landes starben am Samstag sechs afghanische Soldaten beim Versuch, eine Bombe zu entschärfen. 14 weitere wurden bei der Explosion verletzt, wie der Gouverneur der Provinz Badghis mitteilte. Wie die Bombe auf das Militärgelände gelangt war, blieb zunächst unbekannt.