Putin verbietet US-Adoptionen

Moskau (dpa) - Der qualvolle Tod des russischen Anwalts Sergej Magnitski in Moskauer Haft 2009 bleibt voraussichtlich ungesühnt. Ein Gericht in der russischen Hauptstadt sprach den einzigen angeklagten Beamten vom Vorwurf der Fahrlässigkeit frei, wie die Agentur Interfax meldete.

Am selben Tag unterzeichnete Präsident Wladimir Putin ein umstrittenes Adoptionsverbot für US-Familien als Antwort auf US-Sanktionen gegen russische Beamte im Fall Magnitski.

Damit erhält die Moskauer Justiz nach Ansicht von Kommentatoren Rückendeckung aus dem Kreml. Die Beziehungen zwischen den USA und Russland sind schwer belastet.

Der Vizechef des Untersuchungsgefängnisses Butyrka, Dmitri Kratow, trage keine Schuld am Tod des Moskauer Steuerberaters in Diensten einer US-Investmentfirma, entschied das Gericht. Magnitskis Familie will das Urteil anfechten. Das US-Investmentunternehmen Hermitage Capital, für das der Anwalt gearbeitet hatte, sprach von einem politisch motivierten Urteil.

Der Bürgerrechtler Waleri Borschtschew beklagte „folterähnlichen“ Haftbedingungen. Dem auch an einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse leidenden Magnitski war ärztliche Hilfe verweigert worden. Vermutlich verprügelten Wärter den 37-Jährigen; offiziell starb er an Herzversagen. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck forderte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) auf, Einreiseverbote für die Verantwortlichen am Tod Magnitskis prüfen.

Der Anwalt hatte Funktionären des Innenministeriums vorgeworfen, dem russischen Staat 230 Millionen US-Dollar (174 Millionen Euro) gestohlen zu haben. Kurz danach kam der Familienvater unter dem Vorwurf der Steuerhinterziehung in Untersuchungshaft.

Das Adoptionsverbot betreffe 52 Kinder, die bereits Zusagen für US-Familien hatten, sagte der Kinderschutzbeauftragte Pawel Astachow. Sie sollen nun in Russland unter persönlicher Kontrolle der Gouverneure vermittelt werden. US-Familien hatten in den vergangenen 20 Jahren rund 60 000 russische Kinder aufgenommen. In Russland sorgten Berichte über einzelne tödliche Misshandlungen der Adoptivkinder durch ihre neuen amerikanischen Eltern für Empörung.

In einem Ukas erhöhte Putin zugleich die Hilfen für behinderte Waisen um 20 Prozent. Derzeit wachsen nach offiziellen Angaben etwa 650 000 Kinder in Russland ohne Eltern auf.