Sarkozy kämpft um Stimmen - Le Pen hilft nicht

Eigentlich geht es bei den Kundgebungen am 1. Mai in Frankreich um den Wert der Arbeit und sozialen Zusammenhalt. Diesmal aber steht die Stichwahl des Präsidenten im Mittelpunkt.

Paris (dpa) - Wenige Tage vor der entscheidenden Stichwahl um das Amt des Präsidenten Frankreichs hat Staatschef Nicolas Sarkozy am Tag der Arbeit um jede Stimme gekämpft. Bei einer Massenkundgebung zum 1. Mai in Paris versuchte er, die noch unentschiedenen Wähler für die Stichwahl am kommenden Sonntag zu mobilisieren. Dabei warb er am Dienstag in erster Linie um Stimmen aus dem rechten Lager, doch verweigerte ihm die Chefin der Front National (FN), Marine Le Pen, die Unterstützung. Sarkozys sozialistischer Herausforderer und Wahlfavorit François Hollande nutzte eine Gedenkveranstaltung in Nevers am Grab des früheren Regierungschefs Pierre Bérégovoy (1925-1993) für eine kämpferische Rede.

Während im ganzen Land zehntausende von Menschen bei Gewerkschafts-Versammlungen für den sozialen Zusammenhalt und die Beschäftigung demonstrierten, appellierte Sarkozy schon am Vormittag an nationale Werte. Zugleich klagte er über zu viele Ausländer. „Unser Integrationsmodell funktioniert nicht. Warum? Weil noch vor der Integration der bereits auf unserem Territorium empfangenen (Ausländer) andere eintreffen,“ sagte er in einem Interview des TV-Nachrichtensenders BFM.

Vorm Eiffelturm appellierte er später unter Berufung auf traditionelle Werte und historische Führungspersönlichkeiten an die nationale Geschlossenheit. Sarkozy selbst schätzte die Zahl der bei sonnigem Frühlingswetter versammelten Anhänger auf 200 000 Menschen. An die Adresse der Gewerkschaften gerichtet meinte er: „Legt die rote Fahne nieder und dient Frankreich (...) Eure Rolle ist nicht die Verteidigung einer Ideologie, sondern der Arbeiter.“ Er verteidigte die Sparpolitik seiner Regierung, die eine Situation „wie in Spanien oder Griechenland“ vermieden hätte.

Frankreich müsse seine Identität und seinen Platz in der Welt verteidigen: „Wir sind die Erben einer immensen Kultur - wir wollen große Projekte für ein großes Land, das sich Frankreich nennt“. Es blieben drei Tage, um sich klar zu machen, dass es am Sonntag nicht um einen Kandidaten, sondern um Frankreich gehe. „Drei Tage - drei Tage, um zu gewinnen!“ rief er mit Blick auf die für seine Wiederwahl wichtigen Wechselwähler us dem rechten Lager. Diese hatten etwa der im ersten Wahlgang ausgeschiedenen rechtsextremen Le Pen knapp 18 Prozent der Stimmen beschert. Sie lehnte aber - wie von Beobachtern erwartet - bei einer Kundgebung in Paris die Unterstützung für Sarkozy ab.

Er habe die nationale Souveränität aufgegeben, die Interessen der Banken verteidigt und die Immigration explodieren lassen: „Ein solcher Präsident kann nicht der Präsident des Volkes werden“, rief sie vor mehreren tausend Anhängern an der Oper aus. Diese sollten selber frei entscheiden, wem sie ihre Stimme gäben, meinte Le Pen: „Ich werde Sonntag kein Kreuz (auf dem Stimmzettel) machen.“ Für die im Juni anstehende Parlamentswahl rief sie zur massiven Stimmabgabe für ihre Front National (FN) auf. Das Parlament bleibe der einzige Freiraum gegen die überbordende EU-Bürokratie.

Mehrere prominente Arbeitnehmervertreter, darunter der CGT-Chef Bernard Thibault, kündigten bereits ihre Unterstützung für Hollande an. Hollande selbst bekräftigte in einer kurzen Rede, dass seine Vorschläge zur Anregung des Wirtschaftswachstums bereits zum Nachdenken in mehreren europäischen Hauptstädten geführt hätten. Er hatte im Wahlkampf bereits mehrfach angekündigt, er wolle nach einem Wahlerfolg den Fiskalpakt neu verhandeln. Eine Neuverhandlung des Fiskalpaktes zugunsten eines Wachstumspaktes würde „in guter Harmonie mit den Partnern“ stattfinden, meinte er am Dienstag.