Schwere Vorwürfe überschatten Commonwealth-Gipfel
Colombo (dpa) - Überschattet vom Vorwurf schwerer Menschenrechtsverletzungen gegen den Gastgeber Sri Lanka hat in Colombo der Commonwealth-Gipfel begonnen.
Die Premierminister von Kanada, Indien und Mauritius blieben dem Treffen Großbritanniens mit seinen 52 im Commonwealth organisierten ehemaligen Kolonien am Freitag deswegen fern.
Das Oberhaupt der Staatengemeinschaft, Königin Elizabeth II. von England, ließ sich von Prinz Charles vertreten.
Die Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch und Amnesty International forderten die Staats- und Regierungschefs auf, das Gastland zu einer Untersuchung der Vorwürfe zu drängen. Zahlreiche Organisationen beschuldigen die Regierung in Colombo, während der Zerschlagung der tamilischen Rebellenorganisation LTTE Kriegsverbrechen begangen zu haben. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass allein in den letzten Monaten des Bürgerkriegs im Jahr 2009 bis zu 40 000 Zivilisten ums Leben kamen.
Die „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ LTTE hatten von 1983 bis 2009 auf Ceylon für einen unabhängigen Tamilenstaat im Norden und Osten des von Singhalesen beherrschten Staates Sri Lanka gekämpft. Sie schaltete rivalisierende Organisationen brutal aus und beherrschte jahrelang große Teile des von ihr beanspruchten Gebietes. 2009 eroberten die Streitkräfte Sri Lankas die LTTE-Gebiete zurück. Auch danach greift die Regierung hart gegen Kritiker durch.
Mitglieder des Menschenrechtsinstituts IBAHRI und die UN-Sonderberichterstatterin für die Unabhängigkeit der Richter und Anwälte, Gabriela Knaul, wurden nach eigenen Angaben nicht ins Land gelassen. Diplomaten berichteten, dass Busse mit den Angehörigen vermisster Personen auf dem Weg aus ehemaligen Bürgerkriegsgebieten nach Colombo von der Armee aufgehalten wurden. Demonstrationen in der Hauptstadt wurden während des dreitägigen Gipfels verboten.
Das Analyseinstitut International Crisis Group warnte in seinem jüngsten Bericht, dass Sri Lankas Regierung zunehmend autoritär agiere und der Raum für demokratische Freiheiten schrumpfe. Die Gesellschaft für bedrohte Völker erklärte, den Mitgliedern der tamilischen Minderheit im Norden des Landes drohe bis heute willkürliche Verhaftung. „Folter in Gefängnissen, Verschwindenlassen und die systematische Unterdrückung der Pressefreiheit erzeugen noch immer ein Klima der Angst.“