Streit über Camerons Euro-Veto
Politiker warnen vor Isolation. Koalitionspartner setzt britischen Premier unter Druck.
London. Als Reaktion auf den Gipfel-Streit mit Premierminister David Cameron haben deutsche Politiker vor einer völligen Isolation Großbritanniens gewarnt. Bundespräsident Christian Wulff sagte als Reaktion auf das Zerwürfnis beim Brüsseler Euro-Gipfel: „Wir sollten wissen, was Europa bedeutet und nie darüber spekulieren, Europa zu verkleinern.“ Die Beziehungen Deutschlands zu Frankreich, Italien und auch England seien „tragende Säulen in der EU“. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) werde den Gesprächsfaden zu Cameron nicht abreißen lassen.
Cameron, der in Brüssel auf weitreichenden Forderungen beharrt und damit eine EU-Vertragsreform blockiert hatte, steht in seiner Regierung unter Druck. Vize-Premierminister und Liberaldemokraten-Chef Nick Clegg kritisierte Cameron offen. „Ich bin über die Ergebnisse des Gipfels von letzter Woche bitter enttäuscht.“ Die europafreundlichen Liberaldemokraten bilden zusammen mit Camerons konservativen Tories die Regierung. Sie hatten bei den Koalitionsverhandlungen gegen die Anti-Europa-Haltung einiger Tories gekämpft.
Eine Umfrage für die konservative Zeitung „Mail on Sunday“ ergab, dass rund 62 Prozent der Briten hinter Camerons Entscheidung für mehr Distanz zu Brüssel stehen. 48 Prozent wollen sogar einen Ausstieg aus der EU. Nur 19 Prozent lehnen demnach die Entscheidung Camerons ab.