Südkorea wird erstmals von einer Frau regiert
Seoul (dpa) - Historische Wahl: Die Südkoreaner haben sich mit der Tochter des früheren Militärdiktators Park Chung Hee, Park Geun Hye, zum ersten Mal für eine Frau als Präsidentin entschieden.
Die 60-jährige Kandidatin der regierenden Saenuri-Partei, Park Geun Hye, setzte sich bei der Präsidentenwahl gegen ihren stärksten Rivalen, den linksliberalen Oppositionspolitiker Moon Jae In, durch.
Sie wolle Präsidentin sein, „die die große Einheit erreicht“ und „eine Ära mit glücklichen Menschen“ bringt, sagte die konservative Politikerin nach der Wahl vor einer jubelnden Menschenmenge im Zentrum von Seoul. Sie werde ihre Versprechen halten.
Nach der Auszählung fast aller abgegebenen Stimmen entfiel auf Park ein Anteil von 51,6 Prozent. Moon konnte 48 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Die Differenz betrug mehr als eine Million Stimmen. Die anderen vier parteilosen Kandidaten spielten keine Rolle beim Wahlausgang.
Moon gestand die Niederlage ein: „Mir gelang es nicht, einen Regierungswechsel herbeizuführen“, sagte der 59 Jahre alte frühere Menschenrechtsanwalt und Kandidat der Demokratischen Einheitspartei (DUP). Südkoreas scheidender Präsident Lee Myung Bak gratulierte seiner Parteifreundin. Der frühere Konzernchef konnte sich aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht wiederwählen lassen. Er scheidet nach fünf Jahren an der Staatsspitze Ende Februar aus dem Amt.
Park kehrt nun wieder als Staatschefin in den Präsidentenpalast zurück, den sie nach dem Tod ihres Vaters verlassen musste. Park Chung Hee, der das Land von 1961 bis 1979 mit eiserner Faust regiert hatte, wird in großen Teilen der Bevölkerung wegen des wirtschaftlichen Aufstiegs während seiner Herrschaft noch sehr verehrt. Das hat der Kandidatin der Saenuri nach Ansicht von Beobachtern besonders unter den Wählern der älteren Generation und in konservativen Kreisen geholfen.
Zu den Prioritäten der als unternehmensfreundlich geltenden Park werden die Ankurbelung der Wirtschaft, eine Stärkung der Sozialpolitik, die Senkung der hohen Bildungskosten sowie die Lösung des Konflikts um Nordkoreas bedrohliche Atomwaffen- und Raketenprogramme gehören. Auch erwarten zahlreiche Südkoreanerinnen von Park eine Stärkung der Frauenrechte in Asiens viertgrößter Volkswirtschaft. Wirtschaftliche und soziale Themen dominierten den Wahlkampf.
Mit dem kommunistischen Nordkorea, das zuletzt mit einem Raketenstart für neue Spannungen in der Region gesorgt hat, will Park eine Politik des gegenseitigen Vertrauens aufbauen. Allerdings verlangt sie ähnlich wie Lee Myung Bak eine Entschuldigung Pjöngjangs für frühere militärische Provokationen. Unter anderem will Park, dass sich Pjöngjang für den Beschuss der zu Südkorea gehörenden Insel Yonpyong durch Nordkoreas Küstenartillerie im November 2010 entschuldigt. Beide Länder befinden sich seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950-53) völkerrechtlich noch immer im Kriegszustand.
Die Wahlbeteiligung unter den rund 40,5 Millionen Stimmberechtigten war mit 75,8 Prozent hoch, wie die staatliche Wahlkommission mitteilte. Vor fünf Jahren hatte der Anteil bei 63 Prozent gelegen.