Taliban: Deutsche Geisel in Gewalt der Aufständischen
Peshawar (dpa) - Die im vergangenen Monat in Pakistan entführten Entwicklungshelfer aus Deutschland und Italien befinden sich nach Angaben der Taliban in der Gewalt der Aufständischen.
„Bald, vielleicht in der nächsten Woche, wird ein Video mit den Gefangenen und den Forderungen veröffentlicht“, sagte ein Taliban-Kommandeur, der anonym bleiben wollte, am Montag der Nachrichtenagentur dpa.
Nach pakistanischen Polizeiangaben hatten die beiden Männer für die Deutsche Welthungerhilfe gearbeitet. Sie waren vor knapp vier Wochen in der Stadt Multan in der ostpakistanischen Provinz Punjab verschleppt worden. Seitdem fehlt jedes Lebenszeichen von ihnen.
Ein zweiter Taliban-Kommandeur sagte der dpa, die beiden Geiseln seien von Multan aus erst in das Stammesgebiet Süd-Waziristan und dann in die Extremisten-Hochburg Nord-Waziristan an der afghanischen Grenze gebracht worden. Dort befänden sich die Europäer in der Gewalt der pakistanischen Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP), die von Hakimullah Mehsud geführt wird.
Das Auswärtige Amt in Berlin machte dazu keine Angaben. Das AA sowie das Außenministerium in Rom hatten nach der Entführung Krisenstäbe eingerichtet. In den Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes wird die Sicherheitslage in Pakistan als schwierig bezeichnet. Für bestimmte Gegenden gibt es eine „Teilreisewarnung“, die allerdings nicht für Punjab gilt. „Landesweit besteht eine Gefährdung durch politisch-religiös motivierte Gewalttaten“, heißt es.
Zwei Schweizer Touristen waren im vergangenen Juli in Pakistan verschleppt worden. Das Ehepaar befand sich zuletzt ebenfalls in der Gewalt der TTP, die unter anderem die Freilassung von Aufständischen aus der Haft in Pakistan forderte. Im August wurde ein amerikanischer Entwicklungshelfer in der ostpakistanischen Metropole Lahore Opfer eine Entführung. Al-Kaida teilte danach mit, der US-Bürger befinde sich in der Gewalt des Terrornetzes.
Die Deutsche Welthungerhilfe engagiert sich in Pakistan beim Wiederaufbau nach den Zerstörungen durch die Flut vom Sommer 2010. In dem südasiatischen Land sind nach Angaben der Bonner Organisation auch mehrere deutsche Mitarbeiter eingesetzt.