Tausende demonstrieren in Moskau gegen Putin
Moskau (dpa) - Tausende Demonstranten haben bei einem Protestmarsch durch Moskau von Kremlchef Wladimir Putin Freiheit für inhaftierte Regierungsgegner verlangt. Am russischen Nationalfeiertag versammelten sich vor allem Vertreter linker Gruppen und Liberale im Zentrum der russischen Hauptstadt.
Die Organisatoren sprachen bei sommerlichem Wetter von 30 000 Teilnehmern an der genehmigten Kundgebung, die Polizei hingegen von 6000. Tausende Sicherheitskräfte waren im Einsatz.
An der Spitze der Demonstrationszugs unter dem Motto „Für unsere und Eure Freiheit“ gingen der prominente Blogger Alexej Nawalny, der im September bei der Bürgermeisterwahl in Moskau antreten will, sowie andere Oppositionsführer wie Michail Kassjanow, Wladimir Ryschkow und Ilja Jaschin. Die Teilnehmer trugen Fotos prominenter inhaftierter Regierungsgegner wie der Frauen der Punkband Pussy Riot.
Präsident Putin betonte unterdessen in seiner Feiertagsansprache im Kreml, Demokratie, Menschenrechte sowie Rechtsstaatlichkeit seien untrennbar mit der Entwicklung des Landes verbunden. „Diese Werte haben Priorität für uns“, sagte Putin einer Mitteilung zufolge. Der 12. Juni zum Gedenken an die Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1990 ist als „Tag Russlands“ ein politischer Feiertag.
„Putin ist ein Dieb“ und „Putin - die Schande Russlands“, riefen hingegen die Demonstranten. Auch Schwule und Lesben marschierten mit Regenbogenfahnen in einem eigenen Block mit, wie ein Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Die Staatsduma hatte am Vortag ein umstrittenes Verbot von „Homosexuellen-Propaganda“ beschlossen, das auch das Zeigen der Regenbogenfahne verbietet.
Größere Zwischenfälle gab es zunächst nicht. Die Polizei nahm neun Menschen fest. Sie hatten Fahnen der außerparlamentarischen Linken Front geschwenkt, der nach einem umstrittenen Gerichtsbeschluss bis zum 19. Juli alle Aktivitäten untersagt sind.
Die nächste Großdemonstration der Opposition werde wohl nicht vor Herbst stattfinden, sagte Organisator Pjotr Zarkow der Agentur Interfax. Viele Russen verbringen den Sommer auf dem Land.