Tausende Muslime demonstrieren gegen Hass und Gewalt
Berlin (dpa) - Tausende Muslime in Deutschland geben ein Zeichen gegen Rassismus und Fanatismus: Tausende gehen bei einem Aktionstag auf die Straße, um gegen Terror und Gewalt im Namen ihrer Religion zu protestieren.
Muslime haben am Freitag in ganz Deutschland gegen Rassismus und Extremismus demonstriert. An dem Aktionstag unter dem Motto: „Muslime stehen auf gegen Hass und Unrecht“ nahmen bundesweit 2000 Moschee-Gemeinden teil. Die im Koordinationsrat der Muslime (KRM) vertretenen Religionsgemeinschaften hatten zu Friedensgebeten, Mahnwachen und Kundgebungen aufgerufen. Sie wollten gegen islamistischen Terror im Namen ihrer Religion protestieren, sich von Extremisten distanzieren und für ein friedliches Zusammenleben in Deutschland einsetzen.
„Die Muslime zeigen, dass Hass und Gewalt niemals im Namen des Islam legitimierbar sind“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). In Deutschland sei kein Platz für Gewalt gegen Christen, Muslime oder Juden. „Anschläge gegen Gotteshäuser, gleich welchen Glaubens, sind Anschläge gegen uns alle.“
SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hass haben in Deutschland nichts zu suchen.“ Anschläge auf Moscheen, Synagogen und Kirchen verurteile er auf das Schärfste. Die Grünen-Fraktion im Bundestag forderte mehr Einsatz gegen Ausgrenzung. „Es fehlen Programme, die die Zivilgesellschaft im Kampf gegen Intoleranz unterstützen.“
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, verurteilte Hass gegen Juden und Terror im Namen des Islams. „Wir wollen nicht schweigen, wenn hierzulande aus Rassismus Brandanschläge auf Moscheen und Synagogen verübt werden“, sagte er der „Bild“-Zeitung.
Man dürfe auch nicht schweigen, „wenn Menschen den muslimischen Glauben missbrauchen, um Unrecht zu begehen. Das sind in Wahrheit Terroristen und Mörder, die den Islam in den Dreck ziehen und den Menschen - auch ihren eigenen Glaubensbrüdern - Hass und Leid bringen, in Syrien, im Irak und an anderen Orten“, sagte Mazyek mit Blick auf die grausamen Verbrechen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
In Berlin kamen mehr als Tausend Menschen zum öffentlichen Friedensgebet zusammen. Die Muslime, überwiegend Männer, saßen beim Gottesdienst am Freitagmittag auf Matten auf der abgesperrten Straße vor der Mevlana Moschee. Auf die Moschee war vor einem Monat ein Brandanschlag verübt worden. Ein Täter wurde noch nicht gefasst.
In Frankfurt probten Muslime und Juden gemeinsam den Schulterschluss gegen Gewalt, Ausgrenzung und Rassismus. Die wichtigsten Vertreter beider Gemeinden in Deutschland, Aiman Mazyek und Dieter Graumann, hoben am Freitag gemeinsame Werte und Wurzeln hervor. „Dieses Zeichen sollte man im ganzen Land hören. Es ist ein Zeichen, das aus dem Herzen kommt“, sagte Graumann im Hof einer Moschee in Frankfurt. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden war Ehrengast einer Mahnwache.
In Baden-Württemberg versammelten sich ebenfalls Hunderte Muslime, um sich gegen Extremismus und Gewalt auszusprechen. „Es ist ein deutliches und entschlossenes Signal gegen den Terror“, sagte Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) über die Kundgebung im Türkisch-Islamischen Kulturverein in Stuttgart. In Hamburg kamen mehr als 750 Menschen in die Centrum-Moschee, um sich an dem bundesweiten Aktionstag zu beteiligen.