Todesopfer nach Ausschreitungen von radikalen Islamisten in Tunesien
Tunis (dpa) - Nach dem Verbot eines Salafisten-Kongresses ist es am Rande der tunesischen Hauptstadt Tunis zu Straßenschlachten zwischen radikalen Islamisten und Sicherheitskräften gekommen.
Einer der Demonstranten starb nach den Ausschreitungen am Sonntag im Krankenhaus, wie die staatliche Nachrichtenagentur TAP am Abend berichtete. Das Innenministerium hatte zuvor in einer Zwischenbilanz von elf verletzten Sicherheitskräften und drei verletzten Demonstranten gesprochen.
Die radikalen Islamisten hatten in einem Vorort der Hauptstadt Tunis Straßenblockaden aus brennenden Reifen errichtet und Steine und Molotowcocktails geworfen. Polizei und Militär setzten daraufhin Tränengas und Gummigeschosse ein. Die Zahl der Protestteilnehmer wurde von den Behörden mit 700 angegeben.
Das eigentlich in der Stadt Kairouan geplante Treffen der salafistischen Gruppe Ansar al-Scharia war vom Innenministerium aus Sicherheitsgründen verboten worden. Die Anhänger werden für Angriffe auf die US-Botschaft sowie auf als „zu westlich“ gebrandmarkte TV-Sender und Kunstausstellungen verantwortlich gemacht. Sie hatten damit auf ein Mohammed-Schmähvideo aus den USA und die Ausstrahlung eines angeblich gotteslästerlichen Films reagiert. In Kairouan selbst kam es am Sonntag zu kleineren Ausschreitungen.
Zur Zahl der festgenommen Islamisten bei den Protesten gab es zunächst keine offiziellen Angaben. Nach Informationen der staatlichen Nachrichtenagentur TAP sollen mindestens 20 Personen in Polizeigewahrsam gekommen sein.
Tunesiens Ministerpräsident Ali Larayedh kündigte nach TAP-Angaben an, auch in Zukunft keine Erlaubnis für einen Kongress von Ansar al-Scharia zu erteilen. Die Gruppe habe Kontakte zum Terrorismus und werde deswegen künftig als illegale Organisation eingestuft, hieß es. Ihr Chef Abou Iyadh werde bereits von den Sicherheitskräften gesucht. Die gemäßigt islamistische Regierung hatte sich bereits in den vergangenen Monaten immer wieder klar von den Salafisten distanziert.
Diese lehnen westliche Demokratien ab und sehen eine „islamische Ordnung“ mit islamischer Rechtsprechung (Scharia) als einzig legitime Staats- und Gesellschaftsform an.