Todesschütze in Florida wird des Mordes angeklagt
Washington (dpa) - Wende nach Todesschüssen auf einen schwarzen Teenager in Florida: Nach wochenlanger Kritik hat sich die Justiz zum Handeln entschlossen und den Täter angeklagt.
Der 28-jährige George Zimmerman, ein Latino und Mitglied einer Bürgerwehr, muss sich wegen Mordes mit bedingtem Vorsatz verantworten. Die Eltern des 17-jährigen Opfers Trayvon Martin reagierten mit Erleichterung. Justizexperten erwarten einen aufsehenerregenden Prozess.
Am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) erschien Zimmerman, der sich auf Notwehr beruft, erstmals vor Gericht. Fernsehbilder zeigten einen angespannten Mann mit kurzgeschorenen Haaren. Er hat offenbar in den vergangenen Wochen deutlich abgenommen. Ein Richter klärte ihn über den Fortgang des Verfahrens auf und setzte das Datum der formellen Anklageverlesung auf den 29. Mai fest. Es wird erwartet, dass er sich dann persönlich oder schriftlich für unschuldig erklärt. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine lange Haftstrafe. Als Mindestmaß seien 25 Jahre Haft vorgesehen, als Höchststrafe lebenslänglich.
Der Fall hatte eine landesweite Welle der Empörung ausgelöst, vor allem, da von möglichen rassistischen Motiven die Rede war. Sogar Präsident Barack Obama hatte sich dazu geäußert. Grund der Proteste war auch, dass die örtliche Polizei zunächst nicht gegen Zimmerman ermittelt hatte. US-Medien hatten von einem Verbrechen „Weiß gegen Schwarz“ gesprochen.
Die Sonderermittlerin der Staatsanwaltschaft, Angela Corey, kündigte die Anklage am Mittwochabend (Ortszeit) in Jacksonville (Florida) an. Sie betonte, ihre Entscheidung sei nicht von den Protesten beeinflusst worden. „Wir klagen nicht wegen öffentlichen Drucks oder wegen Eingaben an... Wir klagen auf der Grundlage von Fakten an.“
Corey sagte, dass ihr die Entscheidung zur Anklageerhebung mit dem Vorwurf des sogenannten „Second Degree Murder“ nicht leicht gefallen sei. Es handele sich um einen „schwierigen Fall“. Doch dem Opfer müsse Gerechtigkeit widerfahren.
Zimmerman, Mitglied einer Bürgerwehr, hatte selbst angegeben, bei einer freiwilligen Sicherheitspatrouille in Sanford auf den Jungen gestoßen zu sein. Er habe in Notwehr gehandelt. Nach Medienberichten gab er nur einen Schuss auf den Teenager ab.
„Wir wollten bloß eine Festnahme, nicht mehr und nicht weniger. Nun haben wir sie“, sagte die Mutter bei einer bewegenden Pressekonferenz in Washington. „Danke, danke, Herr, danke, Jesus“, fügte sie hinzu.
Justizexperten kritisieren, nach den Todesschüssen müssten auch die besonderen Notwehrgesetze Floridas überdacht werden. Das Gesetz „Stand Your Ground“ (etwa: „Weiche nicht zurück“) gebe Bürgern ein besonders ausgeprägtes Recht auf Selbstverteidigung. Sie seien etwa nicht mehr gehalten, einer Eskalation aus dem Weg zu gehen. „Ein gefährliches Gesetz“, meinte die „New York Times“. Vor allem die mächtige Waffenlobby habe sich für das Gesetz starkgemacht.