Schwierige Mission Trump in Fernost: Der asiatische Hochseilakt

Washington (dpa) - Wie heikel diese Reise ist. Donald Trump kommt nach Asien, der große Solist und Lautsprecher, neun Monate im Amt. Mehr als zehn Tage lang will er Alliierten und Freunden versichern: Die USA sind an eurer Seite, wir kümmern uns, Asien ist uns lieb und teuer.

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Nur: Kaum jemand hat mehr getan, Unsicherheit und bohrende Fragen auch in dieser Region der Welt zu säen, als Trump selbst.

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„Trumps Strategie für Asien lautet "Make America Great Again"“, beschreibt Leland Miller vom Think Tank Brent Scowcroft Center trocken die Haltung des Präsidenten. Amerika zuerst, der Rest muss schauen. „Multilaterale Angelegenheiten sind nicht sein Ding“, sagt Sheila Smith vom East Asia Forum. „Trump mag es lieber bilateral, ob militärisch oder in Handelsfragen.“

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Die asiatischen Partner der USA wollen Sicherheitsgarantien von Washington. Aus dem Weißen Haus heißt es, Trumps Reise werde Allianzen und Netzwerke bekräftigen, alles stehe zum Besten. Nur: Die bisherige Politik des Republikaners widerspricht dem.

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Dass nun „der mächtigste Mann der Welt“ nach Asien komme, das lässt sich über diesen US-Präsidenten nicht mehr leichthin sagen. Nicht nur der britische „Economist“ zieht Chinas Präsident Xi Jinping dem Amerikaner vor. China, die aufstrebende Großmacht, ist bereit, in jedes Vakuum zu gehen, das Washington eigenhändig erzeugt oder willentlich entstehen lässt. Siehe Trumps Rückzug der USA aus dem transpazifischen Handelsabkommen TPP - das genau dazu gedacht war, China einzuhegen und zu kontern.

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Die Koreakrise ist der harte Kern dieser langen Reise. Dieses hochkomplexe Sicherheitsthema wird in Japan, China und natürlich Seoul selbst eine riesige Rolle spielen. Auch der Konflikt um offene Seewege im südchinesischen Meer schwelt. Außerdem wollen die USA unbedingt verhindern, dass die Terrormiliz Islamischer Staat nach Gebietsverlusten in Nahost erfolgreich eine Asienfront eröffnet.

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Ständiger Begleiter wird auch das Thema Handel sein, es wird in Vietnam und auf den Philippinen zentral sein, wenn die Gipfel der Apec und der Asean anstehen. Erst am Freitag entschied Trump, für den East Asia Summit auf den Philippinen einen Tag dranzuhängen. Sein Fernbleiben war kritisiert worden. China habe sich über die Absenz der USA in dieser Runde die Hände gerieben, hieß es.

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Immer wieder: China. Ja, attestiert das Weiße Haus, Peking habe in Sachen Nordkorea zuletzt deutlich mehr getan - dennoch erwarte man mehr. Zudem: „China ist jetzt so groß, dass sich sein schädliches Verhalten auch auf Märkten rund um die Welt bemerkbar macht.“

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Im Wahlkampf 2016 hat Trump China beschimpft, wüst und immer wieder. So wird er sich in Peking sicher nicht verhalten. Das Programm verspricht freundliche Bilder, und Peking - größter Gläubiger der USA - wird die Bemühungen um eine Steuerreform in den USA sicher aufmerksam verfolgen, schlägt diese doch satt auf die Schuldenlast durch. Ohne China ist die Koreakrise nicht zu lösen. Allerdings attestiert der Think Tank Soufan Center Washington zwei unvereinbare Ziele: „Die USA pendeln unberechenbar zwischen der Abschreckung einer Nuklearmacht und deren Denuklearisierung.“

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Auf einen Besuch der demilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea wird Trump verzichten. Das ist bemerkenswert, ist er doch sonst um keine Provokation verlegen. Der Krieg der Worte ist auf die Spitze getrieben. Mit totaler Vernichtung hat Trump Nordkorea gedroht, Anführer Kim Jong Un als „Little Rocket Man“ verhöhnt, das Land mit „Feuer und Wut“ zu überziehen gedroht.

Gewiss, sagt Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster, werde der Präsident in Asien ganz genau die Sprache verwenden, die er eben verwenden wolle.

Trotz allem glauben in Washington viele, dass die USA genau wüssten, dass der Konflikt militärisch nicht zu lösen sei, und deshalb auf lange Sicht einen Deal mit Pjöngjang wollten. Genau den aber fürchten nicht nur Seoul und Tokio. Der Nachbar starrt jetzt schon vor Waffen - künftig auch noch mit akzeptierten Atombomben? Dann müssten sich auch andere nuklear bewaffnen, sagte Ex-US-Außenminister Henry Kissinger unlängst. Und der hat das Ohr des Präsidenten.

Trump kommt in komplexer Verfasstheit nach Asien. Sein Land ist in Umfragen so zerrissen wie zuletzt während des Vietnamkrieges. Er selbst und seine Regierung sind von den Russland-Ermittlungen und ersten Anklagen von Robert Mueller über Gebühr beschäftigt. Sein Ansehen ist historisch tief - einerseits. Andererseits ist Trump im Land mächtiger denn je, hat sich seine Partei gefügig gemacht, kann von ihr unangefochten schalten, walten und wüten.

Daniel Russell, Obamas Spitzendiplomat für diese Region, fragte kürzlich im Think Tank Asia Society, wie und womit die USA denn in ihrem momentanen Zustand Asien Vorbild sein wollten? „Persönliche Anwürfe und Stillosigkeiten mögen innenpolitisch wirken. Sie sind international abschreckend“, sagte er. Auch jüngste Unfälle der Navy in asiatischen Gewässern haben das Bild der USA nicht befördert.

Der Präsident werde in Asien einen Hochseilakt meistern müssen, sagt Russell. Problem: Trump balanciert gar nicht mal so gern, er ist ja eher der stampfende Typ. Die schiere Länge der Reise wird vor Ort zwar ausdrücklich gelobt und als Ausdruck großen Interesses gewertet - aber ob das gut geht? Trump entfernt sich nicht gern von Bekanntem und Vertrautem, und er ist extrem ungeduldig. „Trump wird ständig unter einem Mikroskop sein“, sagt Asienexperte Scott Snyder.

Elizabeth Economy von Council on Foreign Relations: „Der Ablauf ist so designt, dass der Präsident das Drehbuch möglichst nicht verlassen kann.“ Die „Washington Post“ schrieb, die Briefings des Präsidenten seien extrem kurz gehalten, um ihn nicht mit Details zu überfordern.

Unter Trump ist man nie vor Überraschungen gefeit, aber zumindest geplant ist für die Reise nichts Bahnbrechendes. Es wird eher um Optik und Symbole gehen, um den rechten Sound und ums Zuhören. Für Seoul und Da Nang in Vietnam sind gleichwohl „historische“ Reden Trumps zur US-Asienpolitik angekündigt, und vielleicht gibt es ja dort ein Treffen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin?

Das East Asia Forum bewertet die Aussichten für das US-asiatische Verhältnis indes düster: „Lange währende Freundschaften zu asiatischen Ländern sind bedroht. Man wird aufpassen müssen, dass sie nicht an einer Neubewertung der Demokratie zerbrechen. Asien wird bis auf weiteres ohne die USA weitermachen müssen. Wie Europa auch.“