Bald auch im Weißen Haus? Trumps Kinder beim Technik-Gipfel lösen Kritik aus
New York (dpa) - Der künftige US-Präsident Donald Trump will für die Chefs amerikanischer Tech-Konzerne nach Spannungen im Wahlkampf ein offenes Ohr haben. „Ruft einfach meine Leute an, ruft mich an, das macht keinen Unterschied.
Wir haben hier keine formale Befehlskette“, sagte Trump der versammelten Runde.
Nach dem Treffen hagelte es Kritik. Mit am Tisch saßen Donald Trumps älteste Kinder Ivanka, Donald Jr. und Eric. Gleichzeitig machten Spekulationen die Runde, Trump wolle zumindest zwei seiner Kinder und auch Schwiegersohn Jared Kushner im Weißen Haus platzieren.
Trumps Sprecherin Kellyanne Conway verteidigte entsprechende Pläne. Die Familie bringe große Opfer, weil sie ihre erfolgreichen privaten Geschäfte ruhen lasse, um ihre Arbeitskraft in den öffentlichen Dienst zu stellen. Die Trump-Kinder seien „ungewöhnlich talentiert“. Kritiker in Sozialen Netzwerken bemerkten, das Etablieren von Familienmitgliedern sei die Methode von Diktatoren.
Trump hatte heute Donnerstag angesetzte Pressekonferenz verschieben müssen, in der er Auskunft über die Zukunft seines privaten Firmengeflechts in der Zeit seiner Präsidentschaft geben wollte. Sein Plan war, die Geschäfte an die Kinder zu übergeben. Kritikern reicht dies jedoch nicht aus, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Zumal dann, falls die Kinder Teil der Administration werden sollten.
Der Ton bei dem Gespräch mit den Technik-Bossen sei freundlich gewesen - auch nachdem Journalisten den Konferenzraum verlassen hatten, berichtete der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf Teilnehmer. Neben Jobs sei es auch um Einwanderung, Handel und die Beziehungen zu China gegangen. Während Trump oft gegen Einwanderer wetterte, ist das Silicon Valley auf Fachleute aus dem Ausland angewiesen.
Auch die Konzernchefs suchten offenkundig einen Weg, die Kontroversen mit Trump zu entschärfen. „Es ist sehr gut, hier zu sein“, zitierte Bloomberg Apple-Chef Tim Cook aus einer Abschrift des Treffens. „Ich freue mich sehr darauf, mit dem neugewählten Präsidenten darüber zu sprechen, wie wir helfen können, einige der angestrebten Dinge zu erreichen.“ Das Treffen habe rund zwei Stunden gedauert.
Die teils milliardenschweren Spitzenmanager wie Cook, Google-Mitgründer Larry Page und Amazon-Chef Jeff Bezos waren auf Einladung Trumps nach New York geflogen. Im Wahlkampf hatte das Silicon Valley größtenteils auf der Seite von Trumps demokratischer Widersacherin Hillary Clinton gestanden. Sein prominentester Unterstützer war der Internet-Investor und Mitgründer des Bezahldienstes Paypal, Peter Thiel, der auch das Treffen am Mittwoch mit eingefädelt hatte.
Er sei hier, um den Tech-Konzernen zu helfen, versicherte Trump. „Es gibt niemanden wie Euch auf der Welt.“ Zu dem Treffen im New Yorker Trump Tower kamen auch Microsoft-Lenker Satya Nadella, der Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla, Elon Musk, sowie IBM-Chefin Ginni Rometty und Intel-Spitzenmanager Brian Krzanich. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg schickte seine Geschäftsführerin Sheryl Sandberg.
Twitter-Chef Jack Dorsey war laut Medienberichten nicht eingeladen - obwohl der Kurznachrichtendienst als Plattform eine zentrale Rolle für Trump im Wahlkampf gespielt hatte. Grund soll nach Informationen von „politico“ gewesen sein, dass sich Twitter geweigert habe, ein sogenanntes Emoticon zu kreieren, das den von Trump häufig verwendeten Hashtag #crookedhillary („betrügerische Hillary“) begleiten sollte.
Die Schaffung neuer Jobs ist eines der großen Versprechen, mit denen Trump zum Präsidenten gewählt wurde. Nahezu die gesamte Elektronik-Branche weltweit lässt aber schon seit langem vor allem in China produzieren. Die Unternehmen betonen, Gründe seien nicht nur die niedrigeren Lohnkosten, sondern auch die Nähe zu Zulieferer-Ketten und das große Angebot an motivierten jungen Arbeitskräften.
Zugleich können Tim Cook und Co. durchaus gemeinsame Interessen mit Trump finden: Die Tech-Firmen machen sich schon lange für eine Steuerreform stark. Vor allem geht es darum, dass für die Auslandsgewinne ein niedrigerer Steuersatz als die aktuellen 35 Prozent gilt. Allein Apple sitzt auf einem Geldberg von mehr als 230 Milliarden Dollar (rund 216 Milliarden Euro), von denen sich mehr als 90 Prozent außerhalb der USA befinden.