Trumps Spiel mit der Hetze

Washington (dpa) - Elf Minuten braucht Donald Trump, um wieder so einen denkwürdigen Satz zu sagen. Elf Minuten dauert seine Rede am Mittwoch in einer Arena in Florida, da bezichtigt der republikanische Präsidentschaftskandidat den demokratischen Amtsinhaber Barack Obama, er habe den IS gegründet.

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Um die Bedeutung seiner Worte zu unterstreichen, wiederholt er sie gleich drei Mal. „Er ist der Gründer des IS“, sagt Trump, und schiebt sogleich hinterher, dass Hillary Clinton die Mitgründerin sei.

Die Menschen im Publikum klatschen, sie rufen „Sperrt sie ein!“, als Clintons Name fällt. Trump dreht sich einmal um die eigene Achse, wie jemand der gerade ein besonderes Kunststück aufgeführt hat. Er will sie alle sehen, er lächelt.

Der Zirkus geht weiter.

Kaum ein Tag vergeht ohne neuen Eklat des Präsidentschaftskandidaten. Kaum ein Tag vergeht, in dem er nicht wieder so einen zweideutigen, skandalträchtigen Satz sagt. Es ist manchmal ein bisschen schwer, bei alldem mitzukommen. Während sich in den Reihen der Republikaner immer mehr Widerstand formiert, macht Trump einfach weiter.

Er hetzt, er verdreht die Tatsachen, er fischt bei alldem auch immer wieder gern im Fahrwasser von Verschwörungstheorien und rechten Ideologien.

Als er in Florida über Obama spricht, erwähnt er dessen zweiten Vornahmen Hussein. Schon in der Vergangenheit hat Trump öfters behauptet, der Präsident sei Muslim und sein Geburtsort liege in Kenia. Es ist eine beliebte Theorie unter Verschwörungstheoretikern.

Trump geht einen Schritt weiter und rückt den Präsidenten in die Nähe von Terroristen.

Am Dienstag dachte er laut darüber nach, dass die Unterstützer des Rechts auf Waffenbesitzes vielleicht etwas tun könnten gegen Hillary Clinton. Das wurde von vielen als indirekter Aufruf zur Gewalt verstanden.

Manche werfen Trump vor, mit solchen Aussagen bewusst die Nähe zu Bürgerwehren und Rassisten zu suchen oder sich zumindest nicht deutlich genug von ihnen abzugrenzen. Es gebe keinen Zweifel daran, dass die Sprache in diesem Wahlkampf gewalttätiger und hasserfüllter sei als in früheren Jahren, sagt Heidi Beirich von der Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center (SPLC). „In der Vergangenheit haben rassistische Extremisten einen Bogen um beide Parteien gemacht, weil sie ihre Ideen nicht vom Mainstream repräsentiert sahen.“ Von Trumps Aufstieg fühlten sich dagegen nun auch jene bestärkt, die für eine weiße Vorherrschaft kämpften.

Bei all seinen umstrittenen Aussagen geht Trump immer nach demselben Muster vor. Er schickt einen Testballon los, testet, wie eine Aussage ankommt. Ist der Aufschrei zu groß, rudert er halbherzig zurück. Gefällt ihm das Resultat, kommt der Satz fortan ins Repertoire. So rückte er am Donnerstagmorgen in einem Interview des Senders CNBC auch nicht von seiner Behauptung ab, dass Obama den IS gegründet habe.

Es gibt daneben immer wieder auch Auftritte, bei denen er sich seriöser gibt, präsidialer spricht. Wie am Montag, als er in Detroit seine Pläne für die Wirtschaft umriss. Er las vom Teleprompter ab, hielt sich ans Skript. Nicht einmal von Demonstranten ließ er sich aus dem Konzept bringen. Keine 24 Stunden später war seine Rhetorik wieder roher.

Er passt seine Worte dem Anlass an. Die Rede am Montag hielt er vor einem ausgewählten Kreis von Wirtschaftsexperten des Detroit Economic Club; am Dienstag sprach er vor Anhängern.

Die Frage ist, welches Bild von alldem hängen bleibt.

Während Journalisten, Politiker und Psychologen darüber rätseln, was Trump nur erreichen will, scheint der sich nicht beirren zu lassen. Als er in dem Interview am Donnerstag gefragt wurde, was er machen wolle, um Clinton in den Umfragen einzuholen, sagte er: „Ich werde einfach weiter das tun, was ich jetzt mache. Entweder es funktioniert oder ich mache am Ende einen sehr, sehr schönen langen Urlaub.“